Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel berichtete seit 2015 als Korrespondent für die „Welt“ aus der Türkei. Davor arbeitete er bei der „Taz“. Geboren und aufgewachsen ist er in Flörsheim, Hessen. Er hat sowohl den deutschen als auch den türkischen Pass. Am 14. Februar 2017 stellte er sich der türkischen Justiz, die ihn gesucht hatte. Seit einer Vernehmung am 27.2.2017 saß er in Untersuchungshaft. Der Richter begründete seinen Beschluss mit Artikeln, die Yücel zum Putschversuch und zum Kurdenkonflikt verfasst hatte. Vorgeworfen wird ihm u.a. „Terrorpropaganda“.
Eine Anklageschrift wurde aber nie vorgelegt. Von März 2017 bis zu seiner Freilassung im Februar 2018 saß der Journalist im Gefängnis in Silivri westlich von Istanbul – die meiste Zeit in Isolationshaft. Am 16. Februar 2018 wurde Yücel aus der Haft entlassen und konnte ausreisen. Yücel legte vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Beschwerde gegen seine Inhaftierung ein. Mit einem Urteil zu dieser Klage wird in einigen Monaten gerechnet.
Das Verfahren in der Türkei gegen ihn läuft auch nach seiner Entlassung weiter. Bei einer Verurteilung drohen Yücel zwischen 4 und 18 Jahre Haft. Aus dem Gefängnis heraus arbeitete er an einem Sammelband mit seinen Texten mit, der unter dem Titel erschien „Wir sind ja nicht zum Spaß hier“.