Bei 50 Neuinfektionen pro hundertausend Einwohner „muss die Feuerwehr kommen, denn dann brennt der Dachstuhl lichterloh“, sagte Helge Braun am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung „maybrit illner“. Zugleich warnte der Chef des Bundeskanzleramts die lokalen Verantwortlichen davor, das wahre Ausmaß der Infektionen aus Angst vor neuen Beschränkungen zu verschleiern: „Das Dümmste, was man machen könnte, wäre bei 40 Infektionen aufzuhören zu testen.“ Denn anders als bei anderen Krisen komme man im Fall des Coronavirus „nicht unbemerkt irgendwie durch, sondern man wacht irgendwann mit 100 oder 200 Infektionen wieder auf, mit überforderten Krankenhäusern“.
Die Grenze von 50 Neuinfektionen sei „schon relativ hoch“, mahnte Braun. Er selbst habe bei den Verhandlungen mit den Ministerpräsidenten eine Grenze von 35 vorgeschlagen, die sich an der Kapazität der Gesundheitsämter zur Kontaktverfolgung orientiere.
„Das ist hier kein ‚Blame Game‘. Es geht nicht darum, irgendjemandem zu sagen: Deine Zahlen sind zu hoch.“ Wenn es irgendwo in Deutschland ein Problem gebe, werde es Hilfestellungen bei Coronatests und Kontaktverfolgung gelöst. „Wir arbeiten alle daran, dass aus so etwas wie Heinsberg oder Ischgl nicht wieder ein deutschlandweites Problem wird.“
Zugleich bekräftigte Braun, dass ein Überschreiten der 50er-Grenze nicht zu einem neuen Lockdown führen müsse. „Es gibt keinen Automatismus für breite Kontaktbeschränkungen.“ Weil etwa der aktuell besonders große Corona-Ausbruch im thüringischen Greiz „sehr abgegrenzt“ insbesondere in Pflegeeinrichtungen stattfinde, könne er sich gut ein Beschränkungskonzept vorstellen, das ohne breite, allgemeine Beschränkungen auskomme.