Erst in seinen letzten Lebensjahren begann Schwarzbaum zu erzählen, was ihm in den Konzentrationslagern der Nazis widerverfahren war. Er wollte aufklären, sprach immer wieder in Schulen und auch im Gefängnis vor Häftlingen. Er berichtete, wie in den Konzentrationslagern der Nazis Menschen systematisch vergast, erschossen, zu Tode geschunden wurden. Selbst zu Überleben erschien ihm damals unmöglich: "Ich habe die Hoffnung nicht gehabt, denn die haben uns immer gesagt: Wir können nur freikommen durch den Schornstein."
Für seine Aufklärungsarbeit erhielt Leon Schwarzbaum2019 das Bundesverdienstkreuz. Bis zuletzt setzte er sich für die Verurteilung von SS-Tätern ein. Im Prozess gegen einen ehemaligen SS-Wachmann des Konzentrationslagers Sachsenhausen sollte er in dieser Woche als Zeuge aussagen. Auch wenn die meisten Täter erst gar nicht oder viel zu spät zur Verantwortung gezogen wurden - der Holocaust-Überlebende erhoffte sich von diesem Prozess Aufklärung. Ich hoffe, dass er die Wahrheit sagt und erzählt, was er da getan hat. Damit die Öffentlichkeit das erfährt, das ist etwas Wichtiges für die Gerechtigkeit.
Lange hatte er gehofft, dass all das Leid nicht vergebens war. Später musste er miterleben, wie in Deutschland wieder offen gegen Juden gehetzt: "Die Menschen haben nicht gelernt - nein, leider nicht!", das war seine bittere Bilanz. Und trotzdem wollte Leon Schwarzbaum nicht aufgeben. Mahnen und erinnern, an seine in Auschwitz ermordeten Eltern und all die anderen Opfer des Holocaust. Leon Schwarzbaum wollte keinen Hass, er wollte Gerechtigkeit", sagt der geschäftsführende Vizepräsident des Auschwitz Komitees, Christoph Heubner. Er sei in den letzten Jahrzehnten seines Lebens zu einem der wichtigsten zeitzeugen der Shoa geworden.