Seit mehr als zwei Jahren gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Marvin war 18 Jahre alt, als er sich der Terrormiliz IS anschloss - zunächst in Syrien kämpfte, später dann im Irak. Der Vater will endlich wissen: Wie lebte sein Sohn im Irak und gibt es Spuren zu ihm?
Deutsche hätten verschiedene Aufgaben im Islamischen Staat, erzählt Hisham al-Hashimi, Sicherheitsexperte der irakischen Regierung. Es gebe eine Medienabteilung sowie eine Sektion, die für Geldwäsche, Rekrutierung, Transport und für das sogenannte Rückkehrer-Netzwerk zuständig sei. In einer weiteren Einheit, so al-Hashimi, "waren Ingenieure, die zum Beispiel an Drohnen gearbeitet haben, die auch in Mossul eingesetzt wurden." Aber an der Front seien deutsche Kämpfer eher nicht gewesen.
Von seinem Leben im Irak schwärmte Marvin in Telefonaten mit seinem Vater. Doch die Bewohner der Region westlich von Bagdad, in die Christian Rappe auf den Spuren seines Sohnes fährt, beschreiben die Herrschaft des IS dagegen als Terror.
Das letzte Lebenszeichen bekommt er Ende Juni 2015. Zur selben Zeit finden in dieser Region schwere Gefechte statt: Eine IS-Einheit mit Kämpfern aus Zentralasien greift Stellungen der Iraker an. Amerikanische Drohnen führen mehrere Luftschläge gegen die Terroristen aus. Bis heute ist unklar, wie viele Menschen bei der Schlacht getötet wurden. Unter den Opfern sind auch IS-Kämpfer, wie Fotos zeigen. Auf einem der Bilder ist ein hellhäutiger Junge bäuchlings zu sehen. Der deutsche Staatsschutz hält es für möglich, dass dies Marvin ist. Doch einen eindeutigen Beweis gibt es nicht.
Frontal 21 begleitet einen Vater, der seinen Sohn an den IS verloren hat, auf seiner Spurensuche.