In deutschen Innenstädten wird der gesetzliche Grenzwert für die gefährlichen Stickoxide in der Atemluft überschritten. Deshalb will das Bundesumweltministerium noch in diesem Jahr die sogenannte Blaue Plakette erlassen. 13 Millionen Dieselautos droht damit ein Fahrverbot in Innenstädten.
-
"Augen auf beim Dieselkauf!" - diesen Rat gibt der ADAC allen Autofahrern, die ein neues Dieselauto der Abgasnorm Euro 6 kaufen. Sie sollten sich vom Hersteller bescheinigen lassen, dass das Fahrzeug auch im Straßenbetrieb die Abgasnorm einhält. "Man sollte sich das am besten schriftlich geben lassen, dass die Werte, die der Hersteller verbrieft, im Realverkehr auch ähnlich sind“, erklärte Ulrich Chiellino, Leiter Interessensvertretung Verkehr beim ADAC, gegenüber dem ZDF-Magazin Frontal21. Nur so habe man später eine Handhabe gegenüber den Autoherstellern, falls die tatsächlichen Werte abwichen.
13 Millionen Diesel-Pkw betroffen
Hintergrund sind Pläne des Bundesumweltministeriums, die sogenannte Blaue Plakette per Verordnung noch dieses Jahr zu erlassen. Städte mit Luftproblemen könnten sie dann in den kommenden Jahren nutzen, um schmutzige Dieselautos aus belasteten Innenstädten auszusperren. 13 Millionen Diesel-PKW wären davon betroffen, denn die Blaue Plakette bekommen nur Dieselfahrzeuge der Abgasnorm Euro 6, die ab 2014 oder 2015 zugelassen sind.
In der Vergangenheit hatten Autokäufer darauf vertraut, dass Dieselautos auch auf der Straße die Abgasnorm einhalten. Doch die allermeisten Dieselfahrzeuge stoßen auf der Straße viel mehr Stickoxide in die Luft, als es die Grenzwerte vorsehen, betont Martin Schmied vom Umweltbundesamtes: "Deshalb führt kein Weg daran vorbei, vor allem an Diesel-Pkw ranzugehen", so der Verkehrsexperte. "Sie müssen über kurz oder lang ausgesperrt werden, sonst werden die Grenzwerte in der Atemluft nicht eingehalten.“
DUH verklagt Kommunen auf saubere Luft
Sobald die Bundesregierung die "Blaue Plakette" per Verordnung erlässt, werden Kommunen das Instrument nutzen, ist sich Remo Klinger von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sicher. Die Umweltorganisation hat gegen 16 Kommunen auf saubere Luft geklagt und in der Sache bisher immer gewonnen. Erst vor wenigen Wochen hat das Verwaltungsgericht München dem Landesumweltministerium Bayern ein Zwangsgeld angedroht, falls die Umweltbehörde weiterhin nichts gegen die zu hohe Luftbelastung unternimmt. "Nach dem Zwangsgeld kommt Zwangshaftandrohung gegen die Behördenleitung - das ist die Umweltministerin“, kündigte Rechtsanwalt Klinger gegenüber Frontal21 an.