Gegen gleich zwei Spitzenkandidaten, den konservativen François Fillon und die rechtsextreme Marine Le Pen, ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Der unabhängige Präsidentschaftskandidat und gegenwärtige Favorit Emmanuel Macron sieht sich dem Vorwurf der Steuerhinterziehung ausgesetzt. Die politischen Inhalte spielen kaum noch eine Rolle, sagt Adrien Gindre, Journalist und Wahlbeobachter beim französischen Fernsehsender TF1.
Dabei rekrutiert sich die politische Klasse in Frankreich traditionell aus den Elite-Hochschulen des Landes, vor allem der ENA, École Nationale d'Administration. Doch auch deren Absolventen, die sogenannten Énarques, sind ins Gerede gekommen. Sie hätten den Kontakt zur Wirklichkeit verloren, sagt Adeline Baldacchino, die selbst Absolventin der ENA ist. Die Probleme der kleinen Leute würden sie nicht mehr kennen und seien eine verschlossene Kaste, kritisiert Baldacchino, die ein Enthüllungsbuch über die Énarques geschrieben hat. So sieht es auch Mathieu Sapin, französischer Cartoonist, der zwei Jahre mit Zeichenbuch und Stift im Élysée-Palast das Treiben der Elite beobachten konnte.