Immer häufiger shoppen die Kunden bei der Konkurrenz oder online. Die Folge: H&M kämpft mit Ladenhütern im Milliardenwert, berichten Frontal 21 und die WirtschaftsWoche. Der sogenannte "Stock-in-trade" - der Warenbestand - wuchs im ersten Halbjahr 2018 von 3,1 auf 3,5 Milliarden Euro und damit umgerechnet um elf Prozent. Das ergibt sich aus aktuellen Finanzdaten des Unternehmens, die die Redaktionen ausgewertet haben.
Kleidung wird vernichtet
Außerdem lässt das Modeunternehmen laut internen Unterlagen Kleidung vernichten. Das geht aus einem vertraulichen Bericht des Wirtschaftsausschusses der deutschen Logistiktochter an den Gesamtbetriebsrat vom Juni 2018 hervor. Demnach wurden "ca. 100.000 pcs", also etwa 100.000 Kleidungsstücke vernichtet. Weiter heißt es in dem Papier, das den Redaktionen vorliegt: "Ladenhüter sind für H&M eine neue Erfahrung." Zurzeit "haben wir 5 Saisons im Haus" - das sei "nicht normal für H&M".
Frontal 21 und der WirtschaftsWoche liegen mehrere E-Mails vor, in denen Lagermitarbeiter angewiesen werden, Kleidung zu entsorgen. Unklar ist, ob auch neuwertige Ware vernichtet wird. Die Umweltorganisation Greenpeace kritisiert das Vorgehen von H&M. "Jedes Stück, das H&M vernichtet, ist eigentlich ein Stück zu viel", sagte Bekleidungsexpertin Kirsten Brodde. Hier werde die Umwelt mit großen Mengen Chemie belastet.
H&M weist Vorwurf der Vernichtung von Kleidung zurück
In einer Stellungnahme weist das Unternehmen die Vorwürfe zurück: "Für H&M gibt es keinen Grund, intakte Kleidung in die Verbrennung zu geben oder anderweitig zu vernichten." Lediglich bei Sicherheitsbedenken, etwa im Fall von chemischen Rückständen, würde Ware zur Verbrennung geschickt. Ähnlich argumentierte H&M schon im vergangenen Jahr, als in Dänemark und Schweden der Umgang des Konzerns mit nicht verkaufter Ware kritisiert wurde.