Die Wochenheime sollten Eltern ermöglichen, zu arbeiten. Denn in der Verfassung der DDR stand, jeder Bürger habe das Recht, aber auch die Pflicht zur Arbeit. Berufstätige sollten dem Staat am besten immer zur Verfügung stehen. Auch deshalb waren mehr als 100 000 Kinder in den Wochenheimen untergebracht.
Der Tagesablauf folgte einem strikten Erziehungsplan. Alle Kinder mussten zur selben Zeit dieselben Dinge tun. Eine individuelle Entwicklung war in der kollektiven Erziehung der DDR nicht vorgesehen. Auch für Liebe, Wärme und Nähe war bei dem strengen Tagesablauf oft kein Platz mehr.
"Eine Form von emotionaler Gewalt"
"Wenn Kinder unter diesen kollektiven Zwangssystemen aufwachsen müssen, unter emotionaler Vernachlässigung, dann ist das natürlich eine Form von emotionaler Gewalt", sagt Professor Karl Heinz Brisch. Das habe lebenslange Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und die Widerstandsfähigkeit eines Menschen, so der Bindungsforscher am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München. Das könne man dann auch im Erwachsenenalter noch sehen.
Enge Bindungen und Beziehungen einzugehen, das ist für einstige Kinder aus DDR-Wochenheimen auch im Erwachsenenalter oft schwierig. Frontal21 hat mit Eltern, Erziehern und mittlerweile erwachsenen Kindern gesprochen, deren Leben auch heute noch von dieser Zeit geprägt ist, und die vom Schmerz der immer wiederkehrenden, wöchentlichen Trennung erzählen.