Männer wie Frauen wurden zu lebenslangem Militärdienst verpflichtet. Jeden Monat flohen rund 5.000 Eritreer aus ihrer Heimat. Die Hälfte der ohnehin nur rund fünf Millionen Einwohner des Landes soll mittlerweile im Exil leben. Viele schafften es durch die Transitländer Sudan und Libyen über das Mittelmeer bis nach Europa.
Seit dem vergangenen Jahr blickt die Politik nun hoffnungsvoll auf die Situation am Horn von Afrika. Dort nähern sich Eritrea und Äthiopien wieder an. Im September 2018 hat Staatspräsident Isayas Afewerki die Grenzen geöffnet, einen Friedensvertrag mit dem verfeindeten Nachbarland Äthiopien geschlossen und gegenüber der Europäischen Union angedeutet, er werde den Militärdienst lockern.
Deutschland und EU unterstützen Eritrea mit Geld
Auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hoffte auf eine große Wende in Eritrea, als er bei seinem Besuch im August 2018 auf innenpolitische Reformen drang. Erforderlich seien die Begrenzung des nationalen Dienstes, eine Öffnung der Häfen und neue Jobs, erklärte Müller. Dies sei auch "ein wichtiges Signal" an die 70.000 Eritreer, die allein in den letzten fünf Jahren nach Deutschland gekommen waren und Asyl beantragt hatten.
Damit Arbeitsplätze entstehen und auch die Jugend im Land bleiben kann, wird Eritrea inzwischen von Deutschland und der Europäischen Union finanziell unterstützt. Und tatsächlich ersuchen seit der Öffnung des Landes weniger Eritreer in Deutschland um Asyl. Die Zahlen sind im Vergleich zum Vorjahr auf die Hälfte gesunken. Doch der Schein trügt, denn es fliehen derzeit nicht weniger Menschen aus Eritrea, sondern immer mehr.
Kein Schutz für Verfolgte
Die Flüchtlingszahlen haben sich seit der angeblichen Wende sogar verdoppelt. Denn viele Eritreer warten noch in Äthiopien oder im Sudan auf Schlepper für die Weiterfahrt nach Europa. Die Fluchtroute ist mittlerweile versperrt, seit die EU mit dem Sudan ein Abkommen geschlossen und Grenzschützer ausgebildet hat - sie sind die neuen Türsteher Europas. So wird es für Verfolgte aus Eritrea immer schwerer, auf der Welt Schutz zu finden. Dabei wird in ihrer Heimat weiter gefoltert und Menschen im Militärdienst versklavt.