Dabei gibt es sie: die deutsch-französischen Beziehungen - ganz praktisch gelebt wie bei Familie Schmeing-Grognet. Sie stammt aus dem Ruhrgebiet, er kommt aus Paris. Dagmar unterrichtet als Deutschlehrerin, ihr Ehemann Eric war bei der Gewerkschaft und arbeitet heute als Unternehmer. Seit rund 30 Jahren lebt das Ehepaar vor den Toren von Paris. Ihre vier Kinder sind zweisprachig groß geworden, in der deutschen und der französischen Kultur zu Hause.
Ein Chance für beide Seiten
Der Anfang zwischen den beiden war nicht leicht. Erics Eltern sahen die Verbindung mit gemischten Gefühlen. Immerhin waren Vater und Großvater in der Résistance, der französischen Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus während des Zweiten Weltkrieges. Ausgerechnet unter diesen Vorzeichen heiratet Eric eine "Boche", wie Deutsche damals von einigen Franzosen abwertend bezeichnet wurden. Doch die Kriegserinnerung verblasst, spielt heute kaum noch eine Rolle in der französischen Gesellschaft.
Eine Chance für beide Seiten: Unermüdlich wirbt die Deutschlehrerin für ein tieferes Verständnis der französischen Schüler für Deutschland, der deutschen Schüler für Frankreich, indem sie etwa Klassenreisen, gegenseitige Besuche, Freundschaften organisiert. Sorgen bereitet der deutsch-französischen Familie allerdings der überall aufkeimende Nationalismus - sie sehen sich als Europäer.