Dabei können schnell Persönlichkeitsrechte und Datenschutzbestimmungen missachtet werden. Das bestätigen Fachanwälte für Medizinrecht und Insider der Überwachungsbranche gegenüber Frontal 21.
Kontrollanrufe beim Erkrankten
"Unsere Erfahrung ist, dass die Fälle leider immer mehr werden und vor allen Dingen die Versicherungen und die eingeschalteten Detekteien in eklatanter Weise gegen Persönlichkeitsrechte unserer Mandanten verstoßen", sagt der Kölner Rechtsanwalt Martin Reinboth und fügt hinzu: "Niemand darf ohne begründeten Anfangsverdacht Versicherungsnehmer bespitzeln."Berufsverbände, wie etwa die Bundespsychotherapeutenkammer, hatten in den vergangenen Jahren immer wieder auf unzulässige Kontrollanrufe seitens der Versicherungen bei ihren krankgeschriebenen Versicherungsnehmern aufmerksam gemacht. Inzwischen aber häufen sich die Fälle, in denen Krankenversicherungen ihre Kunden sogar rund um die Uhr überwachen lassen.
Tamer Bakiner, Inhaber einer Wirtschaftsdetektei, beklagt, dass sich in seiner Branche zunehmend unseriöse Unternehmen etablieren. Der Detektiv, der auch Großkonzerne in Sicherheitsfragen berät, redet von "immer mehr Billig-Detektiven", die bei der Verfolgung von Krankenversicherten mit illegalen Methoden arbeiteten. "Das Problem ist, dass die Krankenkassen nicht nur am Patienten sparen wollen, sondern dass sie auch sehr schlechte Honorare bezahlen für Detektive, die sie beauftragen. Daher arbeiten die mit Online-Überwachung vom Büro oder von zu Hause aus."
GPS-Tracker im Auto
Opfer dieser Masche wurde auch ein Berliner Imbiss-Besitzer. Er war krankgeschrieben und hatte Krankenhaustagegeld bezogen. Seine Versicherung hat daraufhin eine Detektei auf ihn angesetzt. Kurz darauf wurde zufällig bei einer Werkstatt-Inspektion ein GPS-Tracker entdeckt. Der Imbiss-Besitzer erstattete Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
"Frontal 21" kooperierte für diese Recherche mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland . Lesen Sie hier weitere Hintergründe zum Thema: "Der Spion, der von der Kasse kam"