Der Hauptbeschuldigte Schmidt habe nach Angaben der Staatsanwaltschaft München jährlich ungefähr 100 000 Euro für seine Doping-Dienste kassiert.
Der Erfurter Arzt taucht allerdings nicht zum ersten Mal im Zusammenhang mit Doping auf. Schon im Jahr 2013 soll er im Visier der Staatsanwaltschaften gewesen sein. Grund der Ermittlungen war eine Anzeige des Doping-Experten Professor Werner Franke bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen des Verdachts auf Arzneimittelmissbrauch. Die gab das Verfahren an die Doping-Schwerpunktstaatsanwaltschaft Freiburg ab, die es wiederum nach Erfurt weiterleitete. Dort wurde das Ermittlungsverfahren im Jahr 2015 eingestellt. Auf Nachfrage heißt es in einem Schreiben an Frontal21: "Aus den damals vorliegenden Ermittlungsergebnissen ergaben sich keine greifbaren Anhaltspunkte für ein bestehendes Dopingnetzwerk."
Dopingnetzwerk existiert offenbar bereits seit 2011
Doch nach neuen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft München I existierte das Dopingnetzwerk rund um Dr. Mark Schmidt schon seit 2011. Inzwischen wurde er nach einer Razzia zusammen mit vier weiteren Deutschen verhaftet. Die Ermittler überführten außerdem bis jetzt 21 Athleten aus acht Nationen des Eigenblutdopings.
Anlass für Frankes Anzeige war der Prozess am Landgericht Stuttgart im Jahr 2013 gegen den Radprofi Stefan Schumacher. Sein ehemaliger Arbeitgeber, der Radsport-Rennstall "Team Gerolsteiner", klagte gegen ihn wegen Betrugsverdachts, weil er des Dopings überführt worden war. Schumacher bestritt den Vorwurf. Sein Argument: Teamleitung und Mannschaftsärzte, darunter Dr. Mark Schmidt, hätten von den Dopingpraktiken gewusst. Das Gericht sprach Schumacher schließlich frei. In ihrer Urteilsbegründung schreibt die Kammer, dass die Teamärzte "Doping möglicherweise sogar aktiv unterstützten." Frontal21 liegen das Gerichtsurteil sowie die Strafanzeigen vor.