Diese Frage stellen Kritiker des größten deutschen Luftfahrt-Deals, der am vergangenen Donnerstag notariell besiegelt wurde. Frontal 21 hat zahlreiche Gespräche mit Beschäftigten von Air Berlin, Gewerkschaftern, Rechts- und Wirtschaftsexperten geführt. Das Fazit: Auf der Gewinnerseite stehen Aktionäre und erfolgsabhängig bezahlte Manager der Lufthansa. Verlierer sind Tausende Air Berlin-Mitarbeiter ohne Jobaussicht, Tausende Air-Berlin-Kunden mit wertlosen Flugtickets - und auch Steuerzahler, die für die sozialpolitischen Folgen aufkommen werden müssen.
Keine Angebot für rund 5.000 Air-Berlin-Mitarbeiter
"Man muss schon diskutieren, ob der Deal geschnürt wurde zugunsten von Lufthansa und zu Lasten des Steuerzahlers", sagt beispielsweise Professor Daniel Zimmer, Direktor des Lehrstuhls für Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität Bonn. Der Experte für Wettbewerbsrecht beobachtet seit Jahren, dass im Konkurrenzkampf der internationalen Luftfahrt "die Bundesregierung den eigenen Konzern schützen will". Die Tatsache, dass Lufthansa-Chef Carsten Spohr schon Anfang Mai im Gefolge von Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, Gespräche über die Zukunft von Air-Berlin mit Etihad in Abu Dhabi geführt hat, wird auch von Gewerkschaftsvertretern als Indiz für die politische Einflussnahme gewertet.
Arbeitsrechtler wie der Bremer Jurist David Schäfer kündigen bereits eine Klagewelle gegen Lufthansa an. "Die Lufthansa setzt sich ins gemachte Nest der Air Berlin", sagt Schäfer und fügt hinzu: "Somit handelt es sich nicht um eine Stilllegung der Air Berlin, sondern es ist ein Betriebsübergang, für den es klare rechtliche Vorschriften gibt, der auch die Übernahme des Personals zu gleichen Konditionen verlangt." Danach werde die Lufthansa auch ihrer sozialpolitischen Verantwortung für die rund 8.000 Beschäftigten der Air Berlin nicht gerecht, betonen die Sprecher der Piloten-Gewerkschaft Vereinigung Cockpit, der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO und der Industriegewerkschaft Luftverkehr. Denn für etwa 5.000 Air-Berlin-Mitarbeiter habe die Lufthansa bisher kein Angebot vorgelegt.
Verbraucherschützer fordern Prüfungen durch Kartellbehörden
Die von Arbeitslosigkeit bedrohten Air-Berlin-Beschäftigte machen im Internet ihrem Ärger Luft. Hier werfen sie der Lufthansa "Rosinenpickerei" bei der Personalauswahl vor. Eine Flugbegleiterin, die anonym bleiben will, sagte gegenüber Frontal 21: "Die billigen, hübschen, jungen und gesunden Arbeitskräfte werden gerne genommen, die älteren, selbstbewussten Mitarbeiter mit höheren Gehältern dagegen werden jetzt aussortiert."
Verbraucherschützer wiederum fordern gewissenhafte Prüfungen durch die Kartellbehörden, weil es jetzt vor allem im innerdeutschen Flugverkehr auf einzelnen Strecken zur Monopolstellung der Lufthansa komme wie beispielsweise auf der Fluglinie Köln-München. Das könne deutliche Preissteigerungen zur Folge haben.