Darunter fielen auch Krebsbehandlungen, Chemo- oder Strahlentherapien. Bei Krebspatienten wurden zum Teil sogar hochakute und dringliche Behandlungen ausgesetzt.
Vielen Krebspatienten droht in der Corona-Pandemie Lebensgefahr, befürchtet Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Krebshilfe. "Die Gefahr ist, dass wir eine Bugwelle von Operationen, Früherkennungsuntersuchungen oder auch Nachsorgemaßnahmen vor uns herschieben, die dann auch nicht mehr zeitnah durchgeführt werden können." Das könne "für Krebspatienten zu lebensbedrohlichen Situationen führen", sagte Gerd Nettekoven dem Frontal21. "Es wird allerhöchste Zeit, dass wir wieder zu einer Normalisierung zurückfinden."
Viele Krebspatienten meiden Arztpraxen
Viele Krebspatienten würden außerdem aus Angst vor einer Corona-Infektion Arztpraxen meiden und deshalb Behandlungen aussetzen. Welche Folgen das hat, ist für Deutschland bisher schwer abzusehen. Nach einer Studie britischer Forscher könnten in Großbritannien im kommenden Jahr aufgrund des Corona-Lockdowns rund 20 Prozent mehr neu diagnostizierte Krebspatienten an ihrer Krankheit sterben als sonst in einem zwölfmonatigen Zeitraum. Nettekoven will ähnlich dramatische Entwicklungen auch für Deutschland nicht ausschließen: "Das hängt davon ab, wie schnell wir jetzt die Bugwelle wieder in den Griff bekommen."
Die Verschiebung wichtiger Versorgungsmaßnahmen ist nach Ansicht von Nettekoven nur für eine kurze Zeit tolerierbar gewesen: "Wir sind natürlich schon sehr vorsorgeorientiert vorgegangen, damit wir unser Gesundheitssystem nicht überlasten." Jetzt müsse analysiert werden, ob das alles notwendig war, für den Fall, dass Deutschland mit einer zweiten Welle oder einer weiteren Pandemie konfrontiert werde.