Das geht aus Dokumenten hervor, die Frontal21 vorliegen. AstraZeneca spricht von Betrug. Die potenziellen Lieferanten bestreiten dies vehement. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht „eine Goldgräber-Stimmung“ in der Pandemie.
AstraZeneca- und BioNTech-Impfstoff
Dem ZDF liegen eine Reihe sogenannter „Letter of Intent“ vor. Demnach bestellen unter anderem Barbados, Libyen und das EU-Mitglied Slowakei über Zwischenhändler Covid-19-Impfstoffe von BioNTech und AstraZeneca. Die Sprecherin des slowakischen Gesundheitsministeriums, Zuzana Eliášová, erklärte, der Vertrag sei noch nicht abgeschlossen, „aber die Verhandlungen sind schon gelaufen“. Die Slowakei habe „primär versucht, den Impfstoffkauf über den zentralen Ankauf der Europäischen Kommission zu regeln“, erklärte Eliášová. Doch jetzt brauche das Land schnell mehr und sicheren Impfstoff. „Wir wollen das Tempo erhöhen."
Trotz mehrfacher Nachfrage antwortete BioNTech nicht auf ZDF-Anfragen zu Impfstoff-Geschäften über Zwischenhändler. AstraZeneca erklärte, es gebe derzeit „keine Lieferung, keinen Verkauf oder Vertrieb des Impfstoffs durch den privaten Sektor. Wenn jemand private Impfstoffe anbietet, handelt es sich wahrscheinlich um Fälschungen."
Spahn spricht von "Goldgräber-Stimmung" in der Pandemie
In den Handel mit den Impfstoffen ist nach Frontal21-Recherchen ein Großhändler aus den USA involviert, die Firma Akers Nanotechnology in New Jersey. Das Unternehmen weist den Vorwurf, mutmaßlich Fälschungen zu verkaufen, von sich. Schriftlich teilte die Firma mit, sie sei Vertriebspartner von AstraZeneca in den USA und habe als Pharmagroßhändler eine offizielle Lizenz, Impfstoffe weiterzuverkaufen. „Wir verhandeln derzeit mit allen potenziellen Herstellern über Mengen, Preise und Lieferdaten für deren Covid-19-Impfstoffe." Akers Nanotechnology teilte mit, es könne Covid-19-Impfstoffe weltweit liefern. Auf Grund von Exportbestimmungen gäbe es derzeit lediglich Verzögerungen
Der Verkauf von BioNTech- und AstraZeneca-Impfstoffen durch Zwischenhändler ist nach Auskunft von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) grundsätzlich legal. Man könne zwar nicht einfach Impfstoffe importieren, aber wenn alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen, sei der Impfstoffhandel erlaubt, sagt Spahn auf Frontal21-Nachfrage. Es sei auch hier wie immer in der Pandemie: „Es entsteht dann so eine Goldgräberstimmung.“