Drei Themen in einer Stunde, starke filmische Reportagen und zupackende Gespräche: Der "ZDFdonnerstalk" greift erneut Geschichten mit sozialpolitischem Zündstoff auf. Was bewegt die Menschen im Sommer 2016? Wo liegen die entscheidenden Probleme? Und was passiert, wenn man die Perspektive wechselt? Moderatorin Dunja Hayali ist auch in der zweiten Staffel nicht nur im Studio, sondern taucht in ihren Reportagen in Konfliktzonen unserer Gesellschaft ein – ab 28. Juli, viermal donnerstags in der Sommerpause von "maybrit illner".
ZDF: Greift der ZDFdonnerstalk auch in der zweiten Staffel vorrangig Themen aus der deutschen Wirklichkeit auf oder könnte es mit Blick auf Brexit, EU-Krise oder auch der grenzüberschreitenden Flüchtlingsthematik internationaler werden?
Dunja Hayali: Unser Hauptaugenmerk liegt auch in diesem Jahr auf den gesellschaftspolitisch relevanten Themen, die die Menschen bewegen. Da gibt es keine Grenzen – weder im Kopf, noch auf der Landkarte.
ZDF: Welche Themen reizen Sie denn diesmal so sehr, dass Sie dafür das Studio verlassen würden, um sich selbst ein Bild zu machen?
Dunja Hayali: Die zunehmende Gewalt in Deutschland – von links bis rechts, das Thema Pflege, das Gefälle zwischen Arm und Reich, arabische Clans in deutschen Großstädten ... All das sind spannende Facetten unserer Gesellschaft, die sich auch in meiner Wirklichkeit widerspiegeln und die mich betroffen und wütend machen. Ob das aber auch Themen sind, die ich mir selbst anschaue, werden wir noch sehen.
ZDF: "Was glaubt ihr denn?" – die Leitfrage mit der Sie zuletzt auf Ihre filmische "Reise durch die Religionen" gingen, böte auch viel Gesprächsstoff für den "ZDFdonnerstalk". Haben Sie da schon ein Thema vorbearbeitet? Oder wie sehr eignet sich der Glaube für den "ZDFdonnerstalk"?
Dunja Hayali: Der Verlust des Glaubens und der christlichen Werte bei einer gleichzeitig wachsenden muslimischen Gemeinschaft in Deutschland ist sicherlich ein interessantes Feld. Wir sind zur Zeit noch in der Recherche-Phase. Gute Ideen und Themen sind das eine, ein guter Zugang in der Reportage, die richtigen Protagonisten und Gesprächspartner im Studio das andere. Wenn wir das nicht gewährleisten können, wird ein Thema nicht rund, nicht interessant. Und dann ist es nicht gut genug für unsere Ansprüche an den "ZDFdonnerstalk".
ZDF: Wird zur zweiten Staffel an der Rezeptur des "ZDFdonnerstalks" etwas verändert oder folgt aus dem guten Zuspruch der ersten Staffel ein: "Weiter so"? Und wie erklären Sie sich die positive Resonanz?
Dunja Hayali: Die Sendung wird weiterhin drei Themen beinhalten, mit der Option unser Konzept über Bord zu werfen, wenn es die aktuelle Lage erfordert. Wir werden weiterhin auch Menschen zu uns einladen, die nicht zum klassischen Talkshow-Inventar gehören. Und ich werde weiterhin raus aus dem Studio und rein ins Leben gehen. Und ich glaube, all das waren und sind die Faktoren für eine überraschende neue Sendung. Ausbauen werden wir unsere Social-Media-Aktivitäten. Das wird ein Mehrwert sein – für die Zuschauer, aber auch für uns.
ZDF: Der "ZDFdonnerstalk" bietet erneut in einer Ausgabe drei Themen mit drei Gesprächseinheiten. Wie waren Ihre Erfahrungen aus der ersten Staffel: Besteht die Kunst darin, die Gespräche kompakt zu halten, um sie am Ende nicht plötzlich abbrechen zu müssen oder sagen Sie: Manchmal tut auch ein harter Cut zwischen den Themen gut?
Dunja Hayali: Drei Themen in einer Stunde – das bedeutet von vornherein, dass wir nicht den Anspruch auf Vollständigkeit haben. Das schaffen ja nicht mal Sendungen, die monothematisch sind – wie auch bei der Kompliziertheit und Komplexität vieler Themen. Für unsere Sendung heißt das aber auch, dass wir uns auf ein bis zwei Aspekte fokussieren müssen, um das Gespräch rund zu machen. Wobei ein "Abbrechen", wie Sie es gesagt haben, ab und zu auch okay ist. Es gab viele Zuschauer, die mir nach der ersten Staffel geschrieben haben, dass sie danach am Küchentisch einfach noch weiter diskutiert haben. Das freut mich. Denn erstens heißt das: Das Thema war gut. Und zweitens: Wir haben mit unserer Diskussion Gedankenanstöße gegeben.
ZDF: Gibt es bestimmte Gesprächsgäste, die Sie sich für die zweite Staffel wünschen?
Dunja Hayali: Wir schauen erst nach den Themen, dann nach den Gästen. Da wir aber in der Sommerpause senden, bedeutet das auch: Viele sind im Urlaub. Nicht nur Politiker, sondern ganz viele Menschen in der Republik. Es geht uns vor allem um spannende Konstellationen und überraschende Begegnungen – die Prominenz der Gesprächsgäste ist da nicht unsere erste Priorität. Aber wenn Trump, Clinton, Putin und Erdogan kämen, sage ich nicht nein (lacht).
ZDF: In der ersten "ZDFdonnerstalk"-Staffel wurden Äußerungen aus den sozialen Medien nur am Rande in die Sendung aufgenommen. Sie haben schon erwähnt, dass dies in der zweiten Staffel verstärkt werden soll? Da kommt noch mehr Arbeit auf Sie zu?
Dunja Hayali: Das gehört aber mittlerweile dazu und ist auch wichtig. Und ich werde auch in diesem Jahr mein Versprechen halten und alles lesen. Na gut, bleiben wir realistisch: Bei über 175.000 Followern auf Facebook und 40.000 auf Twitter muss ich sagen: Ich werde fast alles lesen. Aber da ich ein gutes Team um mich herum habe, wird kein Gedanke, keine Kritik, keine Anmerkung verloren gehen. Im Fokus der Live-Sendung stehen aber unsere Gäste auf der Couch und im Publikum.
ZDF: Was muss wie gelaufen sein, damit Sie nach der vierten Sendung am 25. August sagen: Auch die zweite Staffel hat sich für Zuschauer wie Macher gelohnt?
Dunja Hayali: Toll wären "Ah"- und "Oh"-Effekte, also Lerneffekte und Überraschungsmomente, dann wäre ich zufrieden. Aber es geht vor allem um unsere Zuschauer. Und wenn sie sagen: "Gute Filme, interessante Gäste, relevante Themen und dazu noch eine gut aufgelegte Moderatorin mit Haltung – das gefällt uns", dann hat es sich gelohnt.
Mit Dunja Hayali sprach Thomas Hagedorn.