Rund 1.500 Geflüchtete aus Moria will die Bundesregierung in Deutschland aufnehmen. Doch wer darf kommen? Wir werfen nach dem Brand von Moria als erstes Kamerateam einen exklusiven Blick in das Flüchtlingslager Kara Tepe, das so genannte „Moria 2“. Unsere Reporterin Julia Held spricht mit Familien und Helfern vor Ort.
Denn eines ist sicher, jeder möchte hier weg. Auch wenn das Lager auf den ersten Blick ordentlich aussieht ist klar: Es könnte kaum einen schlechteren Ort geben. Kein Schatten, kein Schutz vor Kälte, Regen oder Sturm, kaum Strom und kein fließendes Wasser.
Auch Gholam Jafari hofft darauf die Insel verlassen zu können. Am liebsten möchte die Familie nach Deutschland. Zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern ist er aus Afghanistan geflohen. Sie haben bei dem Brand in Moria alles verloren. Von ihrem alten Leben sind nur zwei Glasmurmeln übrig und ihre Papiere. Die haben sie von den griechischen Behörden bekommen. Was darauf steht wissen sie nicht.
Eine Hoffnung, die sie mit fast allen hier verbindet. Ihre Chance: die „Moria-Liste“. Astrid Castelein leitet das Flüchtlingshilfswerk auf Lesbos. Sie und ihr Team arbeiten seit Tagen an genau dieser Liste. 1553 Menschen wird Deutschland aufnehmen. 840 davon hier aus Lesbos. Die finale Entscheidung trifft eine Delegation aus Deutschland.
Dabei haben es gerade alleinreisende Männer sehr schwer, weiß Castelein. Die beste Chance aus Moria 2 rauszukommen haben Familien. Für Abdelnassir Nusrat und seine Familie heißt es heute Koffer packen. Seit mehr als zwei Jahren sind sie auf der Flucht – heute haben sie die Nachricht erhalten: sie haben einen Platz auf dem Schiff. Wohin die Reise geht weiß die Familie noch nicht. Trotzdem ist es eine Nachricht, die sie zu Tränen rührt und die sich hier auf Lesbos im Camp Kara Tepe alle wünschen.
Julia Held ist ganz nah dran, 36 Stunden, an den Menschen in Moria 2.