Mexiko-Stadt. Berüchtigt für gnadenlose Banditen und schwer bewaffnete Polizisten, die sich gegenseitig bekämpfen. Ohne Rücksicht auf die Bevölkerung. Eine kleine Polizeieinheit aus Mexiko-Stadt will es anders machen. Sie hat sich ein Ziel gesetzt: das Vertrauen der Bürger zurückerobern. Der Plan: weniger Waffen, mehr Herzlichkeit und noch mehr Fitness.
Kampfsport statt Knarre
Zweimal die Woche trainieren die bisher unbeliebten Polizisten mitten im Armenviertel Iztapalapa dafür mit den allseits beliebten Luchadores - Wrestling-Kämpfer, die in Mexiko verehrt werden wie Volkshelden. Sie sollen der Polizeitruppe Techniken beibringen, mit denen man den Gegner kontrollieren kann, ohne ihn zu schlagen oder gar mit der Waffe zu bedrohen.
Denn: Mexiko vollzieht gerade eine historische Wandlung im Kampf gegen das Verbrechen. Wichtigste Neuerung dabei: der Opferschutz und die Unschuldsvermutung. Mexikanische Streifenpolizisten dürfen seit Februar weder Pfefferspray noch Schlagstock bei Verhaftungen benutzen. So stehen neuerdings Überwältigung statt Waffengewalt und Dialog statt Einschüchterung im Mittelpunkt der Polizeiarbeit.
Dialog statt Einschüchterung
Insgesamt wollen die Polizisten mit der Reform das verloren gegangene Vertrauen zurückgewinnen. In Mexiko-Stadt gefährlichstem Viertel, Iztapalapa, laufen die Beamten daher von Haus zu Haus und sprechen die Bewohner auf ihre Sorgen an, anstatt wie früher mit der Hand an der Waffe im Streifenwagen nur durchs Viertel zu fahren.
Als Freund und Helfer präsentieren sie sich offen und freundlich gegenüber den Bewohnern: Sie wollen ihnen Mut machen, Anzeige zu erstatten - bisher fehlte dieser den Meisten.
Damit sich genau das in Zukunft ändert, beinhaltet die neue Freundlichkeitsoffensive der Polizei auch verschiedene Dienstleistungen wie zum Beispiel eine App, mit der die Bewohner anonym Anzeige erstatten können. Zudem will die Polizei mit mehr Straßenbeleuchtung und kostenlosen Alarmanlagen das Sicherheitsgefühl der Bürger von Mexiko-Stadt stärken.
Und so nimmt die Polizei in einem der ärmsten und gewaltverseuchtesten Viertel von Mexiko-Stadt den Kampf Gut gegen Böse auf - mit viel Herz.