Die Tage des Kim-Regimes sind gezählt, da ist sich der geflüchtete Ex-Botschafter Nordkoreas, Thae Yong-ho, sicher. Nach seiner Flucht vergangenen Sommer aus London nach Südkorea, übt er nun offen Kritik an seinem Land. Im ZDF-Interview prophezeit er dem Machthaber Kim Jong Un ein schleichendes Ende seiner Diktatur. Hinweise dafür gibt es für ihn viele: Die Menschen würden mutiger, setzten sich über erste Verbote hinweg. Verkäufer auf den Märkten ließen sich den Verkauf von Schmuggelware nicht mehr so einfach verbieten. Immer mehr Nordkoreaner schauten eingeschmuggelte Filme und südkoreanische TV-Serien. Ihnen würde langsam klar, dass Südkorea kein armes Land sei, wie man es ihnen schon in der Schule weisgemacht habe. Sondern ein Land, in dem die Menschen frei seien. All dies wusste Thae Yong-ho - er wollte nicht mit seiner Familie in das Kim-Regime zurückkehren.
Ein Leben in Freiheit
Bevor Thae Yong-ho floh, war er Nordkoreas stellvertretender Botschafter in London. Er glaubte lange Zeit an das System Kims: Als Kim Jong Un 2011 nach dem Tod seines Vaters an die Macht kam, war er euphorisch. Er hat die Kim-Familie in höchsten Tönen nach Außen gelobt und vertreten. Damals glaubte er daran, dass der junge Kim das Land modernisieren und öffnen würde. Doch die Realität sieht anders aus: Kim Jong Un führt das Erbe seines Vaters in ungeahntem Ausmaß fort. Regierungskritiker lässt er verfolgen oder sogar hinrichten. Er tyrannisiert sein Volk und rüstet das Land auf. Durch immer neue Provokationen manövriert sich das Land immer weiter in die völlige Isolation.
Schande für die Familie
Thae Yong-ho zahlte für seine Tat einen hohen Preis. Denn: Flucht ist in Nordkorea Hochverrat. Er selbst befürchte, dass seine Familie in Nordkorea in Gefahr ist. Die aber beteuert in einem CNN-Interview, dass niemandem etwas angetan wurde. Seine Schwester und sein Bruder werden ihm niemals vergeben, so sagen sie, er habe für Generationen Schande über die Familie gebracht. In ihren Augen ist er ein Propaganda-Werkzeug Südkoreas. Es ist nicht klar, ob die Familie zu dem von der nordkoreanischen Regierung organisiertem Interview gezwungen wurde.
Für Thae Yong-ho steht jedoch fest: Solange Kim Jong Un in Nordkorea an der Macht ist, gibt es für ihn und seine Familie keinen Weg zurück in die Heimat.