Millionenfach werden ihre Videos im Internet geklickt: Große Trucks, die auf die Tube drücken und Verkehrsteilnehmer oder Menschengruppen in schwarze Wolken hüllen. Eingerußt wird alles, was den Fahrern nicht passt: Linke Demonstranten, Trump-Gegner und allgemein „Nature-Nuffies“ – zu deutsch „Natur-Nulpen“: Elektro- oder Hybridautos, Fahrradfahrer oder schlicht Fußgänger. Ihr Slogan: „Black Smoke Matters“ – eine geschmacklose Anspielung auf die Bewegung „Black Lives Matter“. Das Gasgeben dient als politisches Statement gegen Ex-Präsident Obamas Klimapolitik und das liberale Amerika im Allgemeinen.
Halbstarke machen ihrer Wut Luft
Hinterm Steuer der Trucks sitzen vor allem junge, weiße Männer aus konservativen, ländlichen Gegenden. In den US-Medien gelten sie als Prototypen des einfältigen Hinterwäldlers. Für die Umbauten ihrer Vehikel zahlen sie im Schnitt mehrere tausend Dollar. Mit Hilfe einer größeren Benzinpumpe und einem speziellen Auspuff kommt mehr Sprit in den Motor, als verbrannt wird und der Rest als große schwarze Wolke wieder heraus. Das Ergebnis sind rollende Dreckschleudern – und wahre Benzinfresser. Bis zu doppelt so viel Sprit wie vorher verbraucht ein Truck nach einem solchen Umbau.
Alles egal, finden die Coal Roller, solange sie ihrer Wut auf das liberale Amerika Luft machen können – und sich ihre Opfer schwarz ärgern. Das Einrußen dient als Ausdruck einer kruden Männlichkeit und eines als besonders amerikanisch empfundenen Lebensgefühls. Denn den Dampfwalzen geht es neben dem sichtlichen Spaß an der Sache auch um mehr: Es geht ihnen um ihr Amerika und um ihre Freiheit.
Energiewende rückwärts
So schließen die Rowdies an ein Milieu an, das Demonstranten jeder Art für Vaterlandsverräter hält, jede Regulierung des Waffenbesitzes verteufelt und Klimawandel und Erderwärmung per se als Verschwörung abtut. Seit Jahren etwa begehen tausende Amerikaner anstelle der WWF-„Earth Hour“, in der Unternehmen und Bürger weltweit symbolisch für eine Stunde den Energieverbrauch senken, die „Human Achievement Hour“: Sie lassen aus Trotz alle verfügbaren Geräte laufen und verbrauchen so möglichst viel Energie.
Durch die Wahl Trumps zum Präsidenten bekommt dieses Milieu nun auch politischen Aufwind aus Washington. So ist mit Scott Pruitt ein Leugner des Klimawandels Leiter der US-Umweltbehörde EPA. Und dass Präsident Trump Obamas Klimapolitik rückgängig machen will, hatte er sich schon zu Beginn seiner Kandidatur auf die Fahnen geschrieben. Für Demonstranten und umweltbewusste Verkehrsteilnehmer aller Art werden die Zeiten somit wohl nicht besser. Da der übermäßige Ausstoß von Abgasen in den meisten Staaten nicht strafbar ist oder nur allzu lax verfolgt wird, werden die wütenden Dampfwalzen auch weiterhin ihrem Ärger Luft machen: Hauptsache, es qualmt.