Eine UN-Studie belegt, dass sich mindestens 1000 Kinder in Syrien und im Irak in der Gewalt der Terrormiliz "Islamischer Staat" befinden. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. Experten schätzen zudem, dass mittlerweile rund 1500 Jungen im Irak und Syrien der Terrorgruppe dienen. Sie werden entführt, im IS-Gebiet geboren oder von den Eltern mitgebracht, wenn diese sich dem IS anschließen.
Hinrichtung als Initiationsritus
Ein häufiges Aufnahmeritual für Kindersoldaten der Terrormiliz ist die Hinrichtung von Gefangenen. Umgekehrt droht bei Fluchtversuchen aus dem IS-Territorium die sofortige Enthauptung. Von dieser maßlosen Brutalität versprechen sich die IS-Strategen offenbar eine Armee kaltblütiger Mörder. Hier wurde die Studie der UN von der Realität bereits eingeholt: Dass die Kinder tatsächlich zum Einsatz kommen, bestätigen kurdische Peschmerga-Kämpfer. So erzählen sie in Interviews von Kindern in den ersten Reihen des IS. Tatsächlich seien die Jungen gut trainiert und unberechenbar. Das Credo: Töten oder getötet werden. Diejenigen, die den IS bekämpfen, stecken folglich in einem Dilemma: Sie treffen auf Kindersoldaten und sehen sich gezwungen, das Feuer zu eröffnen.
Kindersoldaten zur Demonstration der eigenen Stärke
Seit die Terrormiliz Gebiete in Syrien und im Irak verliert und militärisch unter Druck geraten ist, hat sie auch ihre Propagandaarbeit mit Kindern verstärkt. Forscher des britischen Thinktanks „Quilliam Foundation“, stellten fest, dass in diesem Jahr deutlich mehr Kinder medial für die Zwecke der Terrormiliz missbraucht wurden. Dabei werden die veröffentlichten Bilder immer brutaler: Es tauchen Dokumente auf, die Kinder als Henker des IS zeigen und so in Szene setzen. Dies sei ein Versuch, die eigene Widerstandskraft gegen die Luftschläge in Syrien zu demonstrieren, sagt Nikita Malik, die die Untersuchung leitete. Innerhalb des Systems, so Malik, hätten die Kinder die Aufgabe, langfristig das Gedankengut des IS zu verbreiten und die Gesellschaft so nachhaltig zu unterwandern.
Zurück zur Normalität?
Kinder, die es schaffen, dem IS zu entkommen, sind in der Regel auf psychologische Hilfe angewiesen. Umfassende Programme sind notwendig, um denjenigen, welchen die Flucht gelungen ist, ins normale Leben zurück zu helfen. Der UN-Bericht spricht von mindestens 1000 Kindersoldaten - Tendenz steigend - und fordert neue Mittel und Wege, um diesen schwer traumatisierten Kindern einen Weg zurück in die Normalität zu ermöglichen.