„Griechenland hat Rentenkürzungen und geringere Steuerfreibeträge beschlossen und damit seine Verpflichtungen gegenüber den internationalen Geldgebern erfüllt", erklärte der griechische Präsident Prokopis Pavlopoulos kürzlich in einem Interview mit der Zeitung „Die Welt“. An Bundesfinanziminister Schäuble appellierte Pavlopoulos, Schuldenerleichterungen für sein Land zuzustimmen.
Im Juli sind für Griechenland sieben Milliarden Euro an Kreditrückzahlungen fällig. Bisher weigert sich Berlin, vor 2018 über Schuldenerleichterungen zu sprechen. Wohl nicht zuletzt wegen der anstehenden Bundestagswahl im September. Gibt es keine Einigung beim Treffen der Eurogruppe am 15. Juni, steht Griechenland vor der Pleite. Bei einem Treffen mit Bundespräsident Steinmeier vergangenen Freitag in Berlin warben beide für weitere europäische Solidarität mit Griechenland.
Tourismus als Medizin?
In diesem Jahr erwartet Griechenland nach Schätzungen der griechischen Zentrale für Fremdenverkehr rund 30 Millionen Touristen. Knapp drei Millionen mehr als im Vorjahr. Von den in diesem Jahr etwa 250.000 neu geschaffenen Jobs entfielen laut dem griechischen Tourismusverband Sete mehr als 210.000 auf den Bereich des Fremdenverkehrs. Der Tourismus mache mittlerweile ein Viertel des Bruttoinlandproduktes Griechenlands aus, heißt es in einem Sete-Bericht.
Insgesamt ging die Arbeitslosigkeit in Griechenland trotz der anhaltenden schweren Finanzkrise zuletzt zurück. Im zweiten Quartal des Jahres betrug sie 23,1 Prozent. Zum Vergleich: Im gleichen Vorjahreszeitraum lag sie noch bei 24,6 Prozent. Allerdings: Die Jugendarbeitslosigkeit bleibt weiterhin enorm. Fast jeder zweite junge Mensch im Land hat keinen Job.
Krise als Chance für den Umbruch
Doch trotz stockender Reformen gibt es sie: Junge Leute mit Ideen, die sich entscheiden, in Griechenland zu bleiben - und dort den Durchbruch schaffen. Einer von ihnen ist Jannis Gerogiadis. Er ist Gründer von Yoleni‘s, eine Online-Plattform für griechische Spezialitäten. Angefangen hat Jannis mit einem Online-Store. Heute hat er einen eigenen Laden in Athen und vermarktet rund 200 Produkte.
Erfolgsgeschichten wie diese machen anderen Jungunternehmern Mut, sagt Giorgos Doukidis von der Wirtschaftsuniversität Athen in einem Interview. An seiner Hochschule hilft der Professor Studenten und Absolventen dabei, ihre Ideen in die Praxis umzusetzen und sich selbstständig zu machen: "In Griechenland ist die Forschung auf einem sehr guten Level, und jetzt mit der Krise hat ein Umdenken stattgefunden. Früher wollten sogar unsere besten Studenten eine Stelle im öffentlichen Sektor. Die Krise hat geholfen, dass sich das ändert."