Premierministerin May hatte die Wahl im April überraschend ausgerufen. Ziel war es, ihre Mehrheit auszubauen und ihre Position bei den Brexit-Verhandlungen mit der EU zu stärken. Damals konnte May laut Meinungsforschern auf eine satte Mehrheit im Unterhaus und 25 Prozentpunkte Vorsprung auf den Labour-Kontrahenten hoffen. Dieser ist auf elf Prozent geschrumpft.
Neue Munition für den Wahlkampf
Dass die Ermittlungsergebnisse zu den Anschlägen die Premierministerin in der Wählergunst sinken lassen, ist zu erwarten. Mindestens einer der drei Attentäter von London war den englischen Behörden als bekennender Extremist bekannt. Als ehemalige Innenministerin steht May in der Schusslinie, nicht zuletzt, da sie 20.000 Polizeistellen abgebaut hat. Herausforderer Jeremy Corbyn fordert daher „May alleine deshalb am Donnerstag abzuwählen“.
Aber auch der Labour Chef hat mit Problemen zu kämpfen: Ihm werden zu enge Beziehungen zur IRA und der Hamas nachgesagt. Plus: Er ist strikt gegen die Verwendung von Nuklearwaffen und britische Militäreinsätze im Ausland und könnte damit momentan nicht den richtigen Ton treffen.
Zitterpartie für Theresa May
Jetzt, unmittelbar vor der Wahl, scheinen sich sowohl May als auch Corbyn wieder auf ihre Lieblingsthemen zu besinnen: Der Labour-Chef legt den Fokus auf mehr Polizisten, höhere Gelder für das Gesundheitssystem und keine Kürzungen bei den Sozialleistungen. May will weiterhin mit den anstehenden Brexit-Verhandlungen mobilisieren. Die Mehrheit der britischen Wähler geht laut Umfragen zwar immer noch davon aus, dass die Premierministerin einen „besseren Deal“ für das Vereinigte Königreich aushandeln könne als ihr Herausforderer.
Doch auch dieser sicher geglaubte Trumpf wackelt: Eine aktuelle YouGov-Prognose ergibt eine Gesamtzahl von 313 Sitzen für die Konservativen. Das würde den Verlust der sicher geglaubten Parlamentsmehrheit (326 Sitze) um 13 Sitze bedeuten und May auch bei den Brexit-Verhandlungen mit den anderen EU-Staaten schwächen.