Er wettert gegen Liberale und Linke, gegen den Islam, Transgender und Feminismus, gegen die Eliten und Political Correctness sowieso. Milo Yiannopoulos ist Blogger im ultrarechten Online-Netzwerk Breitbart, das Donald Trumps Wahlkampf massiv unterstützt hat. Der 32-jährige Brite provoziert mit Aussagen wie „Wäre Ihnen lieber, Ihr Kind hätte Feminismus oder Krebs?“ oder „Empfängnisverhütung macht Frauen unattraktiv und verrückt!“ Seit 2016 tourt Yiannopoulos mit seinem Programm „dangerous faggot“, gefährliche Schwuchtel, durch die US-Universitäten. Und er ist damit enorm erfolgreich.
Unruhe um jeden Preis
Denn bisher weiß niemand so recht, wie er mit Yiannopoulos umgehen soll. Für viele seiner Äußerungen gibt es Protest: 2014 sperrte der Kurznachrichtendienst Twitter nach sexistischen und rassistischen Attacken gegen die afroamerikanische Schauspielerin Leslie Jones sein Konto auf Lebenszeit. Immer wieder kommt es auch bei seinen Universitäts-Auftritten zu Aufruhr. Anfang Februar demonstrierten 1500 Studenten gegen einen Auftritt von Yiannopoulos in Berkeley, seine Anhänger wurden verprügelt, es flogen Steine und Molotowcocktails.
Doch die Empörung vermag Yiannopoulos nicht zu treffen – sie ist viel mehr Wasser auf die Mühlen des selbsternannten „Fundamentalisten der Meinungsfreiheit“. So stellte sich in Berkeley die Universitätsleitung hinter ihn, obwohl auch sie seine Aussagen für rassistisch und sexistisch halte. Allein: Die Meinungsfreiheit müsse das aushalten. Experten sehen in diesem Muster eine bewusste Masche der Rechten zur Spaltung der Gesellschaft.
Im Windschatten Trumps
Denn Yiannopoulos ist mit seinem lauten und teils widersprüchlichen Auftreten nicht allein. Beobachter sehen ihn als grelles Beispiel einer neuen Art rechter Unruhestifter, denen der Erfolg Donald Trumps den Weg geebnet hat. Sie kopieren seine radikale Rhetorik und die Ignoranz gegenüber jeglichen Spielregeln der Medienlandschaft: Fakten werden verdreht, heruntergespielt oder einfach ignoriert, Täter zu Opfern gemacht und Angriffe auch persönlich verletzend geführt. Gewettert wird gegen alles und jeden, eigene Positionen werden beliebig gewechselt.
Gerade das macht seine Tour durch die US-Universitäten so erfolgreich – und laut Experten tatsächlich gefährlich. Damit sein Modell weiter Schule macht, hat Yiannopoulos nun seine Autobiographie geschrieben – natürlich ist auch diese seit der Ankündigung der Gegenstand hitziger Debatten: Schriftsteller überlegen öffentlich, den Verlag zu verlassen, in dem sie erscheinen soll und Literaturzeitschriften wollen keine Veröffentlichung des Verlegers mehr besprechen. Auch hier kann Yiannopoulos der Rummel nur recht sein: „Dangerous“ ist das meist-vorbestellte Buch der USA seit Jahren. Die Medienrüpel à la Trump werden wohl auch weiterhin Konjunktur haben.