Die Impfstoffe der großen Pharmakonzerne sind die begehrteste Ware der Welt und jedes Land will sie haben, um die eigene Bevölkerung zu schützen. Reiche Industriestaaten sind bereit, immer höhere Preise für die Produkte von Biontech/Pfizer, Moderna, Johnson & Johnson und auch für AstraZeneca zu bezahlen. Beobachter wie Agathe Demarais von der Economist Intelligence Unit sprechen von „Hamsterkäufen durch die reichen Länder“.
Während einige Staaten hoffen schon im Sommer die Herdenimmunität zu erreichen, wird die große Mehrheit der Menschen auf der Welt noch lange auf ihren Impfschutz warten müssen. Das ist nicht ohne Risiko. Gesundheitsexperten und Wissenschaftler fürchten, dass die Pandemie durch den Impfnationalismus nur weiter verlängert wird, wenn in Teilen der Welt neue Mutationen des Virus entstehen. Unermüdlich warnt deshalb die Weltgesundheitsorganisation vor dem Egoismus der reichen Länder. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus drückt es so aus: „Hier geht es nicht um Wohltätigkeit. Das ist eine Frage der Epidemiologie. Solange wir die Pandemie nicht überall besiegen, haben wir sie nirgends besiegt.“
Damit die ärmsten Länder der Welt überhaupt an Impfstoffe kommen, hat die WHO zusammen mit der Impfallianz GAVI und dem Forschungsnetzwerk CEPI die Covax-Initiative ins Leben gerufen. Die soll mit Geldern der reichsten Nationen Impfstoffe kaufen und an die an die ärmsten verteilen. 600 Millionen Dosen für Afrika, das Ziel ist 20% der Bevölkerung bis Jahresende zu impfen. Covax setzt dabei vor allem auf den preiswerten AstraZeneca-Impfstoff. Die weltweite Diskussion über Nebenwirkungen könnte vereinbarte Deals jetzt verzögern und Zugang zu anderen Impfstoffen weiter erschweren, weil die reichen Staaten den Markt leer kaufen.