„True Bromance“, eine innige Männerfreundschaft, so beschreibt das Weiße Haus auf Instagram in einer Bildunterschrift die Freundschaft zwischen dem aus dem Amt scheidenden US-Präsidenten Barack Obama und dem neuen kanadischen Hoffnungsträger Justin Trudeau. Es ist eine Freundschaft zwischen zwei Männern, die wissen, wie man sich passend in Szene setzt und Politik inszeniert.
Ein Selfie mit zwei Pandabärenbabys hier, ein markanter einprägsamer Spruch da – wie einst Barack Obama beherrscht Kanadas neuer Star am Polithimmel spielerisch die politische Bühne: So stieg der 44-jährige Trudeau für einen Benefizkampf gegen einen konservativen Kollegen in den Boxring, posierte auf Titelseiten diverser Modemagazine und wurde zu einem der stilsichersten Männer der Welt gewählt. Es scheint so, als hätte der Politiker mit Coolness-Faktor Kanada, das sonst eher für seine Bären und seine atemberaubende Natur bekannt ist, international wieder hip gemacht.
Der Politstar bricht mit der konservativen Politik seiner Vorgänger
„Wieso sein Kabinett zu 50 Prozent aus Frauen bestehe?“ – die schlichte Antwort: „Weil es 2015 ist“. Nicht nur in Sachen medialem Auftreten, sondern auch politisch bricht der ehemalige Lehrer und Ingenieur mit der konservativen Politik seiner Vorgänger: So öffnete er das Land für 25.000 syrische Flüchtlinge, senkte das Rentenalter von 67 auf 65 Jahre, berief eine Kommission zur Aufklärung von Gewalttaten gegen Minderheiten ein und zog Kampfflugzeuge aus dem Irak ab. Sein stetiges Credo dabei: Das Miteinander ist die Stärke Kanadas. Oder anders: Vielfalt statt Gleichschritt.
Die Umfragewerte geben dem oftmals als „Selfie-PM“, Selfie-Premierminister, beschriebenen Trudeau recht: Seine Beliebtheit bleibt auch nach einem Jahr im Amt auf einem hohen Niveau, sodass zwei von drei Kanadiern sich dafür aussprechen, hinter ihrem Premierminister zu stehen – die Werte seiner Partei stiegen sogar im Vergleich zum Amtsantritt.
Die Visionen Obamas leben weiter
In den US-Wahlkampf will sich Trudeau nicht aktiv einmischen. Vielmehr hofft er auf die amerikanischen Wähler und setzt auf eine gute Zusammenarbeit mit dem kommenden US-Präsidenten oder Präsidentin. Was jedoch feststeht: Er ist durch seine Ansichten und lockere Art in die Fußstapfen Obamas getreten. In ihm scheinen die Visionen seines Freundes aus dem Süden auch in Zukunft weiterleben zu können - und das in einer Zeit, in der verstärkt Populisten im politischen Rampenlicht stehen und die Gunst der Wähler gewinnen.