Ukrainische Gegenoffensive: Entscheidender Schlag gegen Putin?

    Ukrainische Gegenoffensive:Entscheidender Schlag gegen Putin?

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    Zwei ukrainische Soldaten halten ukrainische Flaggen. Im rechten Hintergrund ist eine Landkarte der Ostukraine an der Grenze zu Russland sehen. Weiße Pfeile deuten in Richtung Russland.

    Die Ukraine meldet weitere Erfolge. Oberst a.D. Wolfgang Richter erklärt bei ZDFheute live die militärische Lage und Russlandexperte Nico Lange die Kritik an Putin im eigenen Land.

    Moskau unter Druck – Was passiert bei ZDFheute live?

    Es sind die bislang größten militärischen Erfolge der Ukraine: Auch an diesem Montag meldet das Militär weitere Rückeroberungen im Osten des Landes. Innerhalb eines Tages habe man mehr als 20 Ortschaften befreit, so die ukrainischen Streitkräfte. Bereits am Wochenende hatte Russland seinen Rückzug aus mehreren Orten in der Region Charkiw angekündigt. Und auch innenpolitisch steigt der Druck auf Präsident Putin: Lokalpolitiker aus Moskau und St. Petersburg forderten ihn zum Rücktritt auf und beschuldigten ihn des Verrats.   
    Doch trotz der Rückschläge will der Kreml seinen Krieg gegen die Ukraine weiterführen. Es gebe derzeit "keine Aussicht auf Verhandlungen" zwischen Moskau und Kiew, sagte Kreml-Sprecher Peskow. Nach russischen Angriffen fielen heute in mehreren Regionen zeitweise der Strom und die Wasserversorgung aus.
    Wie nachhaltig ist die Offensive der Ukraine? Und wie sehr bringt sie Putin in Bedrängnis? Darüber spricht ZDFheute live mit Oberst a.D. Wolfgang Richter und dem Russlandexperten Nico Lange.   

    Waffenlieferungen aus dem Westen – Warum ist das wichtig?  

    Innerhalb kürzester Zeit haben ukrainische Truppen im Nordosten ihres Landes das russische Militär zurückgedrängt. Der ukrainische Generalstab sprach am Sonntag von mehr als 3.000 eroberten Quadratkilometern. Teilweise breiteten sich die ukrainischen Kräfte nach eigenen Angaben bis an die Staatsgrenze zu Russland aus. Präsident Selenskyj bezeichnete die Gegenoffensive um Charkiw sogar als möglichen Durchbruch. In einem CNN-Interview bekräftigte er das Vorhaben seiner Armee:  

    Unser Ziel besteht darin, unser gesamtes Gebiet zurückzuerobern.

    Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine

    Der schnelle Vorstoß zwang die russischen Truppen zu einem hastigen Rückzug gen Osten. Ein Verband von rund 10.000 russischen Soldaten musste sich hinter den Fluss Oskil zurückziehen. Der russische Generalstab sprach lediglich von einer "Umgruppierung", um die Kräfte für den weiteren Vormarsch auf den Donbass zu bündeln – von Gebietsverlusten ist nicht die Rede. Zunehmend macht sich in Blogs und den Sozialen Netzwerken Ärger über Moskaus Führung breit. Russische Blogger fordern Konsequenzen und Rücktritte. Dabei fällt immer häufiger der Name von Verteidigungsminister Schoigu, der für die schlechte Vorbereitung der Armee auf den Krieg verantwortlich gemacht wird. 
    Mit den ukrainischen Erfolgen kommt die Frage auf, ob die Offensive einen entscheidenden Wendepunkt darstellt. Ex-Nato General Egon Ramms mahnte im ZDF heute journal zur vorsichtigen Interpretation der Geschehnisse. Noch seien viele russische Truppen in der Ukraine und Putin habe die Möglichkeit, neue Kräfte zu schicken.  
    Die ukrainischen Fortschritte seien vor allem auf die westlichen Waffenlieferungen zurückzuführen, so Ramms. Weitere Unterstützungen hält der Ex-Nato General für angebracht:  

    Damit die ukrainische Armee, die ukrainischen Streitkräfte diesen jetzigen Erfolg entsprechend weiter ausdehnen können.

    Egon Ramms, Ex-Nato-General

    Die russische Armee sei von den Angriffen überrascht worden, sagt Ramms weiter. Es fehle an Führung, Kampfkraft und an Motivation bei den Soldaten. 
    Mit Material von dpa, afp und ZDF.

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