Erdbebenopfer alleingelassen: Scheitert Hilfe für Syrien?
Erdbebenopfer alleingelassen:Scheitert Hilfe für Syrien?
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Die Folgen der Erdbeben in Syrien sind verheerend, doch Unterstützung kommt kaum ins Land. ZDFheute live zeigt, wie Krieg und Machtkämpfe Hilfe verhindern.
Hilfe für das Bürgerkriegsland Syrien - Was passiert bei ZDFheute live?
Am zweiten Tag nach der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und in Syrien bergen Rettungskräfte immer mehr Tote aus den Trümmern. Die Suche nach Überlebenden ist ein Kampf gegen die Zeit – und gegen eisige Temperaturen. Auch die internationale Hilfe wird verstärkt, viele Einsatzkräfte aus Deutschland sind im Einsatz. Doch im Norden Syriens erschwert die politische Lage die Unterstützung.
Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad verteilt die Hilfe in den von ihr kontrollierten Gebieten. Mehrere Medien berichten, dass sich das Assad-Regime selbst an der Hilfe bereichert, etwa durch den Verkauf ans eigene Volk. Eines der am schwersten betroffenen Gebiete in Syrien ist die von Rebellen kontrollierte Region Idlib, was Helfern die Arbeit zusätzlich erschwert. Ungeachtet der Rettungsarbeiten gehen die Kämpfe zwischen türkischer Armee und Kurden in Syrien offenbar weiter. Nach Angaben kurdischer Kämpfer wurde am Dienstag eine ihrer Stellungen in der Grenzregion angegriffen. Die türkische Seite spricht von Vergeltung für kurdische Angriffe.
Scheitert die Hilfe für Syrien? Und welche Rolle spielen der Krieg und die Machtkämpfe um die Region beim Einsatz von internationalen Rettungsteams und der Lieferung von Hilfsgütern? Darüber spricht ZDFheute live mit Syrien-Expertin Bente Scheller von der Heinrich-Böll-Stiftung und Christoph Johnen, dem Einsatzleiter für Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz.
Hilfszusagen für Syrien
Unterstützung für Syrien haben mehrere arabische Ländern, aber auch Iran, Russland und China zugesagt. Sogar Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu deutete an, die Entsendung von Such- und Rettungsteams sowie medizinischen Teams nach Syrien angeordnet zu haben. Und das, obwohl sich Israel und Syrien offiziell im Krieg befinden.
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte am Mittwoch im Bundestag, Deutschland stehe in engem Kontakt mit den Vereinten Nationen, um humanitäre Hilfe in das syrische Erdbebengebiet zu entsenden.
Forderungen nach Aufhebung der Sanktionen
Die politische Lage in Syrien ist äußerst heikel. Die Regierung des Bürgerkriegslandes unter Machthaber Baschar al-Assad ist vom Westen sanktioniert. Außerdem ist das Katastrophengebiet geteilt: Einerseits in von Damaskus kontrollierte Gebiete, andererseits in Territorien unter der Kontrolle von Rebellen. Auf Betreiben des syrischen Regimes und Moskau ist seit Jahren nur noch ein Grenzübergang für Hilfslieferungen nach Syrien geöffnet. Scholz forderte daher nun Zugang zu den betroffenen Gebieten auch in Syrien. "Jetzt zeigt sich wieder einmal, wie lebenswichtig dieser grenzüberschreitende Zugang ist, für den wir uns seit Jahren einsetzen", sagte der Bundeskanzler.
Unterdessen werden Rufe nach einer Aufhebung der westlichen Sanktionen laut, unter anderem durch die Hilfsorganisation Roter Halbmond. Experten bezweifeln jedoch, dass die Aufhebung der Strafmaßnahmen wirklich Einfluss auf die Nothilfe hätte.