Twitter-Deal: Zu viel Macht für Musk?

    Twitter-Deal:Zu viel Macht für Musk?

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    Elon Musk vor vielen Twitter-Logos

    Elon Musk besitzt nun auch Twitter. Das bedeutet noch mehr Einfluss für den reichsten Mann der Welt. ZDFheute live spricht mit einem Medienforscher über die Folgen.

    Musk hat Twitter gekauft - Was passiert bei ZDFheute live?

    Jetzt ist es offiziell: Elon Musk hat Twitter für 44 Milliarden US-Dollar gekauft. Als eine seiner ersten Amtshandlungen feuerte er mehrere Topmanager, darunter Chef Parag Agrawal und die Verantwortliche für den Kampf gegen Hassrede und Falschinformationen. "Der Vogel ist befreit", schrieb er in Anspielung auf das Twitter-Logo. Musk hatte stets betont, die Plattform von aus seiner Sicht zu starken Einschränkungen der Meinungsfreiheit zu befreien. Kritiker befürchten, dass er damit 
    Hassrede und Hetze befeuern könnte. Auch eine Rückkehr des gesperrten Ex-US-Präsidenten Donald Trump steht im Raum.
    Die Bundesregierung kündigte an, die Entwicklung beim Kurznachrichtendienst "sehr genau" zu beobachten. Und auch die EU, die erst kürzlich neue Regeln gegen Hassbotschaften und Falschinformationen auf Online-Plattformen beschlossen hat, reagierte:

    In Europa wird der Vogel nach unseren EU-Regeln fliegen

    EU-Industriekommissar Thierry Breton

    Musk hat mit dem Abschluss des Deals ein monatelanges Hin und Her beendet. Im April hatte der Milliardär erstmals angekündigt, den Kurznachrichtendienst übernehmen zu wollen – bevor er das Angebot Anfang Juli wieder zurückzog. Als Begründung gab er damals an, dass es auf der Plattform mehr Fake-Accounts gebe als vom Unternehmen geschätzt. Belegen konnte er diese Behauptung nicht. Es folgten eine Klage von Twitter, das auf die Einhaltung des Kaufvertrags pochte sowie eine Gegenklage Musks – bis der Anfang Oktober ankündigte, den Kauf doch durchziehen zu wollen.
    Dieses Vorhaben setzte er nun um. Bereits am Donnerstag postete Musk ein Video von sich in Twitters Firmenzentrale und veröffentlichte zudem einen offenen Brief – natürlich auf Twitter. Darin schrieb Musk, er habe die Plattform nicht gekauft, um damit Geld zu verdienen, sondern "weil es wichtig für die Zukunft der Menschheit ist, einen gemeinsamen digitalen Marktplatz zu haben." Derzeit sei die Gefahr groß, dass sich Social Media in linke und rechte Echokammern zersplittere.
    Während Musk insbesondere aus der politischen Rechten viel Zustimmung für seine Übernahme erfährt, rufen viele Nutzerinnen und Nutzer auf Twitter zu einem Wechsel auf die Plattform Mastodon auf. Vom Deutschen Eugen Rochko gegründet, zeichnet sich Mastodon insbesondere durch seine dezentrale Struktur aus. Auch bestimmt kein Algorithmus die Reihenfolge der Beiträge, sondern sie erscheinen der Chronologie entsprechend. Werbung gibt es keine, statt Tweets heißen die Beiträge Tröts. Das Logo ist einem Mammut nachempfunden.
    Was können Mastodon und andere Alternativen? Welche Auswirkungen hat die Twitter-Übernahme durch Elon Musk? Was macht Twitter überhaupt so interessant für den Tesla-Gründer? Und wird Donald Trump nun auf die Plattform zurückkehren dürfen? Diese und weitere Fragen bespricht ZDFheute live mit ZDF-Korrespondentin Alexandra Hawlin in Washington und Professor Matthias C. Kettemann, der an der Uni Innsbruck und dem Leibniz-Institut zu digitaler Innovation lehrt und forscht.

    Donald Trump darf auf eine Rückkehr hoffen, einem Großteil der Belegschaft droht wohl die Entlassung

    Sollte Donald Trump tatsächlich zurückkehren, könnte das kurz vor den wichtigen Midterm-Wahlen am 8. November auch Einfluss auf die US-Politik haben. Schließlich war Twitter während seiner Zeit im weißen Haus der wichtigste Kommunikationskanal des ehemaligen US-Präsidenten - bis Trumps Account wegen seiner Tweets zum Sturm auf das Kapitol am 06. Januar 2021 gesperrt wurde. Sollte er ihn zurückbekommen, könnte er versuchen, republikanische Wählerinnen und Wähler zu mobilisieren. Der Erfolg der von ihm gegründeten Plattform Truth Social blieb bislang aus, nur etwa vier Millionen Follower hat Trump dort. Auf Twitter waren es knapp 90 Millionen.
    Weniger erwartungsfroh blickt Twitters Belegschaft auf die Übernahme. Denn nicht nur der bereits geschassten Chefetage, auch einem Großteil der restlichen Belegschaft droht wohl die Entlassung. Die Washington Post hatte letzte Woche berichtet, dass Elon Musk plane, nach Übernahme knapp 75 Prozent der rund 7500 Mitarbeitenden zu entlassen. Bereits im Mai hatte er die Belegschaft von Twitter in einem Tweet als politisch stark linklastig bezeichnet. Die kritisierte die drohenden Entlassungen nun in einem offenen Brief als "Gefahr für Twitters Zukunft".
    Musk selbst feierte den Deal unterdessen mit Humor und änderte seine Twitter Bio in "Chief Twit".
    Mit Material von dpa und afp

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