Comedian Abdelkarim und Autorin Sineb El Masrar über den WM-Erfolg von Marokkos Nationalteam und was er für die arabische Welt und die marokkanische Community in Europa bedeutet.
Marokkos Nationalmannschaft im Halbfinale - Was passiert bei ZDFheute live?
Marokko schreibt Geschichte: Als erstes afrikanisches Land überhaupt steht es im Halbfinale einer Fußball-Weltmeisterschaft. Und zwar am Mittwochabend gegen Frankreich. Für Marokkanerinnen und Marokkaner schon jetzt ein großer Triumph, der auch in der gesamten arabischen Welt von Marrakesch bis Dubai gefeiert wird. Denn: Marokko hat sich nach dem Ausscheiden vieler Golfstaaten auch zum WM-Liebling vieler Araber gedribbelt. Auch für Millionen marokkanisch-stämmige Menschen in Europa geht schon jetzt ein Traum in Erfüllung.
In vielen europäischen Metropolen wurde ebenfalls gefeiert. Allerdings nicht immer friedlich: Nach dem Sieg der marokkanischen Nationalmannschaft gegen Portugal im Viertelfinale kam es in mehreren Großstädten zu Ausschreitungen. Mehr als 160 Menschen wurden festgenommen.
Warum ist Marokkos Erfolg so wichtig für die arabische Welt? Wie ist die Stimmung kurz vor dem Halbfinal-Spiel in Katar? Und: Wie groß ist der Stolz in der marokkanischen Community in Deutschland? Darüber sprechen wir mit dem deutsch-marokkanischen Comedian Abdelkarim und der deutsch-marokkanischen Journalistin Sineb El-Masrar. Außerdem im Stream: ZDF-Reporterin Golineh Atai in Katar.
Die arabische Welt – von internen Konflikten durchzogen
Die Erfolge der marokkanischen Mannschaft bei der WM schaffen ein neues Gefühl der Zusammengehörigkeit in der arabischen Welt.
Die Siege gegen Fußballgrößen und ehemalige Kolonialmächte wie Portugal, Argentinien, Spanien und Belgien fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl von Arabischstämmigen auf der ganzen Welt. Bilder von feiernden Fans und Glückwünsche kommen aus Tunesien, Ägypten, Libyen, Jordanien, aber auch dem Sudan, Irak und Saudi-Arabien.
Die vielen Konflikte und innerarabischen Feindschaften scheinen zeitweise vergessen. Der Fußballerfolg "lenkt von regionalen Zwistigkeiten und Rivalitäten ab", bestätigt auch Sebastian Sons, Golf-Experte bei der Bonner Denkfabrik Carpo im Interview mit dem Tagesspiegel.
Dennoch stehen die arabischen Staaten oft auf unterschiedlichen Seiten: Zum Beispiel im Libyen-Konflikt. Ebenso im Jemen. Dort herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den VAE und anderen arabischen Staaten unterstützten Regierungstruppen und den Huthi-Rebellen.