Russland warnt Finnland: So ernst sind Putins Drohungen

"Jetzt wird Finnland Probleme bekommen", so droht Russlands Präsident Putin dem nordischen Nachbarn. Er reagiert damit auf den Nato-Beitritt Finnlands und ein kürzlich abgeschlossenes Militär-Abkommen der Finnen mit den USA. 

Im russischen Fernsehen kündigte er an, die Militärpräsenz an der Grenze zu Finnland erhöhen zu wollen. Ein neuer "Militärdistrikt Leningrad" soll in der Region um Sankt-Petersburg entstehen und man wolle eine "gewisse Anzahl an Einheiten" dorthin verlegen.  

Im April war Finnland dem westlichen Militärbündnis Nato beigetreten. Am Montag unterzeichnete die Regierung ein Abkommen mit den USA, das amerikanischen Truppen den Zugang zu 15 finnischen Militärstützpunkten ermöglicht.

Finnland und Russland teilen eine 1340 Kilometer lange Landgrenze. Sämtliche Grenzübergänge wurden von der finnischen Regierung geschlossen, nachdem Russland ihrer Aussage nach gezielt Geflüchtete ohne Dokumente über die Grenze ließ. Finnlands Regierungschef Petteri Orpo wertete das als von Moskau gesteuerte "hybride Bedrohung". 

Traditionell ist Finnland gegenüber Russland eher einen neutralen Kurs gefahren. Spätestens seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine sieht Helsinki in Putin eine aktive Bedrohung.  

Wie ernst meint es Putin mit seiner Drohung gegen Finnland? Wie reagiert die Nato? Und wie geht die finnische Bevölkerung mit der Situation um? Darüber spricht ZDFheute live mit Minna Ålander vom Finnish Institute of International Affairs und mit der ehemaligen Nato-Chefstrategin Stefanie Babst. 

Seit April 2023 ist Finnland offiziell Nato-Mitglied. Damit gab das Land seine Neutralität auf, die es seit dem zweiten Weltkrieg eingehalten hatte - ursprünglich auf Druck der früheren Sowjetunion. Nach Ende des Kalten Krieges wurde Finnland Nato-Partner, zog eine Mitgliedschaft aber lange nicht in Erwägung. 

Ab 1809 autonomes Großfürstentum unter der Herrschaft russischer Zaren, wurde Finnland 1917 unabhängig, blieb aber unter russischem Einfluss. 1939 marschierten sowjetische Soldaten in das Nachbarland ein. Der sogenannte Winterkrieg endete 1940 mit einem Friedensvertrag und territorialen Zugeständnissen an die Sowjetunion.  

Über viele Jahrzehnte verbanden die Grenzregionen enge wirtschaftliche und gesellschaftliche Beziehungen. Das änderte sich mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Finnland schloss sich der Nato an, inzwischen sind alle Übergänge an der längsten EU-Grenze zu Russland geschlossen. 

Mit Material von dpa, AFP, & ZDF.