Künstliche Intelligenz:Killt KI die Kreativität der Musikmacher?
von Lana Ulman
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Tech-Giganten bedrohen mit KI-Programmen zunehmend die Existenz von Berufsmusikern, während sie sich täglich von ihnen speisen. Wie konnte es soweit kommen?
Frau komponiert am Laptop
Quelle: imago/Pond5 Images
Mit Künstlicher Intelligenz generierte Musik - Amper, Amadeus Code, Jukebox - für Musik-Rookies ein cooles Spielzeug, um "eigene Musik" zu machen. Es lassen sich beispielsweise Lyrics und Vocals nach Genres und Künstler kreieren, ohne dass man selbst einen einzigen Ton auf einem Instrument angespielt hätte.
Anbieter werben mit kostenlosen Zugängen, jeder kann sich mal ausprobieren. Der Alptraum hat für Berufs-Komponisten und Singer/-Songwirter längst begonnen, denn sie verlieren ihre Urheberrechte und damit einen wichtigen Teil ihres Lebensunterhaltes.
Mit KI geschaffene Musik nicht unbedingt lizenzfrei
Für jede Wiederholung eines ihrer Stücke, hätten sie über Verwertungsgesellschaften wie die GEMA Geld bekommen. Was ist passiert? Die Musiker und Musikerinnen wurden von großen Plattformen quasi "bestohlen", ihre Werke unerlaubt in die Datenbanken eingespeist.
Jetzt kann sich jeder User ein Stück im Stil von Volker Bertelmann, dem diesjährigen deutschen Oscarpreisträger für Filmmusik, "komponieren". Die KI-Anbieter schreiben, es sei lizenzfreie Musik, doch das ist schlichtweg falsch.
"Dann könnte man vielleicht auch auslesen, dass Neukreationen auf der Einspeisung der eigenen Musik basieren", so der Düsseldorfer Musikschaffende.
Auch Kompositionen kann KI nur reproduzieren
Grundsätzlich ist Bertelmann alias "Hauschka", nicht ängstlich, dass ihn die KI in der Kreativität überflügelt: "KI kann ja nur aus dem reproduzieren, mit dem sie gefüttert wurde. Ich hingegen arbeite als nächstes mit Schneebesen. Hauschka-Musik ist jetzt Musik mit einem Schneebesen. Diesen Sound heimst sich die KI wieder ein, und macht mit diesem Sound neue Stücke, während ich schon weiter bin und was ganz anderes mache."
Komponist Bertelmann hat für die Musik im Film "Im Westen nichts Neues" einen Oscar bekommen.
Quelle: imago/UPI Photo
Gewinne durch KI-Kompositionen zunächst nur für Tech-Giganten
Verwertungs- und Urheberrechtsgesellschaften schließen sich weltweit zusammen, um die KI-Giganten wie Google oder OpenAI zu Entschädigungszahlungen zu bewegen.
Der auf Hawaii ansässige Komponist Reinhold Heil glaubt nicht an schnelle Erfolge: "Jetzt ist doch die Frage, wie lässt sich dieser Diebstahl nachweisen? Das geht eigentlich nicht. Zwar haben die Juristen theoretisch recht, aber in der Praxis wird es genauso laufen wie es vor 20 Jahren mit Youtube, Napster usw. gelaufen ist: dass nämlich große Silikon Valley-Firmen mit unseren Ideen erst mal richtig gut Geld machen."
"Auf Menschliches in der Musik achten"
Der finanzielle Schaden ist bei Newcomern in der Musikbranche weniger dramatisch. Dennoch ist der zukünftige Umgang mit der KI auch für sie eine essentielle Frage, auch für den 24-jährigen Berliner Komponisten Pelle Parr:
"Der Umgang mit KI zeigt, ob du Typ Mensch oder Cyborg bist. Bist Du Typ analog oder digital? Wenn wir in jeglicher Hinsicht das Menschliche rausziehen, verlieren wir auch unsere Existenzberechtigung, warum und wofür existieren wir dann?"
"Für eine brillante Arbeit, die Preise abräumt, wird es nicht reichen"
Seine Kollegin, Julia Giampietro, Singer-/Songwriterin, kürzlich mit dem Abi fertig geworden, steht ganz am Anfang. Sie will erstmal nur eins: "Musik machen."
Auch Jungmusiker Hannes Ohde (28 Jahre) und sein Kollege, Chrisna Lungala (26), die beide kürzlich den Nachwuchspreis der Deutschen Filmkomponisten gewonnen haben, sind entspannt, was die KI anbelangt: "Das mit der KI-generierten Musik wird wie immer bei den Menschen sein: Wenn der Hype vorüber ist, werden sie ganz extrem auf Menschliches in der Musik achten und sich über jedes analoge Nebengeräusch freuen", sagt Ohde und Lungala ergänzt:
"Aber für eine brillante Arbeit, die Preise abräumt, wird es nicht reichen", ist Lungala sicher. "Das wird aber die Musikmacher anspornen besser, anders zu sein als die Maschine, sich abzuheben."
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