Schmelzende Gletscher in den Bergen: Weltweite Gefahr steigt
Sturzflut im Himalaya:Gletscherschmelze: Weltweite Gefahr steigt
von Elisa Miebach
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Tote, Vermisste, Verwüstungen: Das sind die fatalen Folgen der jüngsten Gletschersee-Sturzflut im Himalaya. Doch auch in den Alpen kosten schmelzende Gletscher immer öfter Leben.
Überschwemmungen durch Gletschersee im indischen Himalayagebiet.
Quelle: dpa
Es war eine Katastrophe, vor der lange gewarnt worden war. Wassermassen eines Gletschersees im Himalaya rissen dutzende Menschen in den Tod, über 22.000 Menschen in der Region sind von den Folgen der Fluten betroffen, sagen die indischen Behörden.
Die Suche nach Vermissten im Unionsstaat Sikkim im Nordosten Indiens ging auch an diesem Wochenende weiter. Weltweit sind Gletscherseefluten eine Bedrohung für rund 15 Millionen Menschen, so eine in der Fachzeitschrift "nature communications" veröffentlichte Studie.
Gletscherseen wachsen seit den 1990er Jahren
Durch den Klimawandel schmelzen die Gletscher weltweit - auch im hochgelegenen Himalaya. Seit den 1990er Jahren bilden sich immer größere Seen, die oft von einem Geröllhügel zurückgehalten werden. So entstand auch der Lhonak See im Staat Sikkim auf über 5.000 Metern Höhe. Mit rund 65 Millionen Kubikmetern enthielt er mehr als vier Mal so viel Wasser wie der Große Wannsee in Berlin.
Wenn Gletscherseen zur Gefahr werden. 29.01.2023 | 27:00 min
Die genaue Ursache für die Flutwelle, die mehr als die Hälfte des Sees beinhaltete, ist noch unbekannt. Ungewöhnlich heftige Starkregenfälle hatten bereits kleinere Überschwemmungen im Tal verursacht. Auch das Starkregenrisiko wird laut Weltklimarat durch den Klimawandel erhöht.
Hoher Wasserdruck und Eislawinen als mögliche Ursachen
Das Regenwasser prasselte wohl auch auf den Gletschersee ein und erhöhte den Wasserdruck auf den Gerölldamm. Gleichzeitig vermuten Forscher, wie etwa der Glaziologe Ashim Sattar vom indischen Divecha Centre for Climate Change, dass zusätzliche Eislawinen von den angrenzenden steilen Hängen in den See gerauscht sein könnten. Zudem gab es im Nachbarland Nepal ein Erdbeben der Stufe 6,2.
Als die Wassermassen einen talabwärtsgelegenen Stausee schwer beschädigten, verschlimmerte sich die Lage weiter. Eine noch viel größere Flutwelle rauschte durch den Ort Chunthang. Die Verbindungsstraße zum Nachbarstaat brach zusammen. Schon 2013 hatte ein ähnliches Ereignis an einem Gletschersee des Himalayas zum Tod von 5.000 Menschen geführt.
Schmelzende Gletscher sorgen auch in den Alpen für Tote
Auch in den Alpen gibt es wachsende Gletscherseen. Darüber hinaus können nicht nur Flutwellen, sondern auch Gerölllawinen durch schmelzende Gletscher entstehen. Denn das Eis der Gletscher stabilisiert die Berghänge wie ein natürliches Fundament, sagt Geograph Florian Haas von der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt:
Und wenn dieses Fundament wegschmilzt, dann können solche Felswände durchaus auch kollabieren.
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Florian Haas, Geograph
Schmilzt der Permafrost, verlieren die Berge ihren Halt und es kommt zu Geröll-Lawinen.02.10.2023 | 1:44 min
Am Marmolata Gletscher in den italienischen Dolomiten riss eine Eis- und Gerölllawine im vergangenen Sommer elf Menschen in den Tod. In diesem Hitzesommer brach der Gipfel des Fluchthorns in Österreich weg und stürzte ins Tal, diesmal ohne Verletzte.
Schmelzender Permafrost im Innern des Bergs erhöht die Gefahr
Beim Gipfel des Fluchthorns wird jedoch kein sterbender Gletscher sondern schmelzendes Eis im Innern des Berges als Ursache vermutet. Sogenannter Permafrost kann ab einer Höhe von über 2.000 Metern entstehen und wird bisher noch in weiten Teilen der Alpen vermutet.
Dieses Eis, das normalerweise auch im Sommer nicht schmilzt, hält die höchsten Gipfel zusammen wie Mörtel, sagt Riccardo Scandroglio. Er forscht an der TU München zum Permafrost in der Zugspitze.
Permafrost ist wie Klebstoff, der die Felsmassen im Hochgebirge zusammenhält. Taut er auf, dann geht der Halt verloren.28.08.2020 | 0:43 min
Forschung wie diese kann Leben retten. Die Bergstation der Zugspitze etwa wurde so konstruiert, dass sie auch bei schmelzendem Permafrost noch stabil bleibt. Denn Berechnungen zeigen: In 50 Jahren wird es den Permafrost im Innern der Zugspitze nicht mehr geben.
Wenn die Erderwärmung begrenzt wird, wird das Schmelzen hinausgezögert, sagt Scandroglio:
Das heißt, je langsamer der Klimawandel, desto langsamer passieren auch diese Prozesse im Berg und wir haben mehr Zeit sie zu verstehen, zu vermessen und zu vorherzusagen.
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Riccardo Scandroglio, TU München
Nur an wenigen Bergen sind Permafrost und Gletscher so gut erforscht wie an der Zugspitze. Doch die Hochgebirgsgipfel weltweit werden sich mit dem voranschreitenden Klimawandel verändern, zeigt die Forschung.
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