Regierung verfehlt Wohnungsbau-Ziel drastisch

    295.300 neue Wohnungen 2022:Regierung verfehlt Wohnungsbau-Ziel drastisch

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    Angepeilt hatte die Bundesregierung den Bau von 400.000 Wohnungen - geworden sind es im vergangenen Jahr allerdings nur gut 295.000. Ökonomen und Verbände zeigen sich besorgt.

    Die Zahl der neu gebauten Wohnungen in Deutschland ist im vergangenen Jahr trotz höherer Preise und der Lieferengpässe leicht um 0,6 Prozent auf 295.300 gestiegen. Das einstige Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen wurde damit aber deutlich verfehlt.
    Auch das Niveau des Jahres 2020 von 306.400 Wohnungen wurde nicht erreicht, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Im laufenden Jahr rechnet die Bauindustrie bestenfalls mit 250.000 fertiggestellten Wohnungen.

    Tweet des Statistischen Bundesamtes

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    Der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, sagte:

    Gerade in den Ballungsgebieten und ihrem Umland wird damit die Wohnungsnot zementiert.

    Tim-Oliver Müller, Bauindustrie-Verband

    Auch 2024 sei kaum Besserung in Sicht, die Fertigstellungszahlen dürften angesichts eingebrochener Baugenehmigungen weiter sinken.
    Wohnungskrise: Mangelware Neubau
    Es werden viel weniger Wohnungen gebaut als geplant. 20.04.2023 | 2:48 min

    Stornierungen wegen hoher Zinsen und Preise

    Trotz der Nachfrage nach Wohnraum sind die Genehmigungszahlen im Sinkflug. Wegen stark gestiegener Kreditzinsen und hoher Baupreise halten sich viele Bauherren mit Projekten zurück oder stornieren sie - von privaten Hausbauern bis Großinvestoren.
    Viele Bauvorhaben stockten im vergangenen Jahr wegen fehlender Fachkräfte und Lieferengpässen bei Baumaterialien. Ende 2022 lag die Zahl der genehmigten, aber noch nicht fertiggestellten Wohnungen bei 884.800 (plus 38.400 gegenüber 2021).

    Wohnungsbau dauert länger

    Die durchschnittliche Dauer von der Genehmigung bis zur Fertigstellung habe sich seit der Störung globaler Lieferketten durch die Corona-Pandemie um etwa zwei Monate verlängert - von 20 Monaten im Jahr 2020 auf 22 Monate im Jahr 2022, erläuterte die Wiesbadener Behörde. In den Zahlen sind sowohl die Fertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten.
    Einen Rückgang gab es bei Einfamilienhäusern (minus 1,5 Prozent). Die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern stieg dagegen deutlich um 14,1 Prozent auf 23.000. In Mehrfamilienhäusern wurden 150.200 Neubauwohnungen geschaffen und damit 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr. In Wohnheimen wurde ein Rückgang um 14,5 Prozent verzeichnet.

    IG Bau: "Weckschrei an Politik notwendig"

    Gewerkschaften, Unternehmerverbände und Ökonomen zeigen sich angesichts der verfehlten Wohnungsbauziele besorgt. Der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau), Robert Feiger, warnte:

    Wenn jetzt politisch nichts passiert, dann ist der Wohnungsbau am Ende. (…) Notwendig ist deshalb kein Weckruf mehr an die Politik. Notwendig ist ein Weckschrei.

    Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG Bau

    Die IG Bau fordert etwa ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro für den sozialen Wohnungsbau. "Nur dann kann es noch klappen, 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen", sagte Feiger. 22 Milliarden Euro sollten für bezahlbaren Wohnungsbau zur Verfügung gestellt werden, um 60.000 Wohnungen pro Jahr mit einer Kaltmiete zwischen 8,50 und 12,50 Euro pro Quadratmeter bereitstellen zu können.

    DIW erwartet ebenfalls rückläufige Zahlen

    Ähnlich schätzt das das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ein. Es sei "äußerst wahrscheinlich", dass sich diese schwache Entwicklung auch im laufenden Jahr fortsetzen werde, sagte DIW-Experte Konstantin Kholodilin.
    Quelle: dpa, Reuters