Wohnungskonzern:Vonovia legt Bau von 60.000 Wohnungen auf Eis
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Deutschlands größter Immobilienkonzern verzichtet laut eigenen Angaben derzeit auf den Bau von 60.000 Wohnungen. "Eine Verschärfung der Bau-Krise", urteilt die Gewerkschaft IG BAU.
Der Wohnkonzern Vonovia verzichtet wegen hoher Zinsen und Kosten derzeit auf den Bau Zehntausender neuer Wohnungen. Der Chef des größten privaten Wohnungsbauunternehmens Europas, Rolf Buch, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe:
Man würde "alles fertig bis zum Baurecht" machen, sagte Buch weiter - und "hoffen, dass sich Bauen bald wieder lohnt und rechnet". Dann würde Vonovia "sofort wieder bauen".
Vonovia macht gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten verantwortlich
Grund der gestoppten Baupläne sind laut Vonovia die gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten. Zielmarke bei Vonovia seien zehn bis zwölf Euro Quadratmetermiete. Die Mieten für neue Wohnungen müssten nach Worten einer Sprecherin aber wegen der hohen Kosten bei 20 Euro pro Quadratmeter liegen.
Die Zahlen des Bochumer Dax-Konzerns decken sich mit Angaben anderer Wohnungsgesellschaften, denen zufolge der Wohnungsbau so teuer geworden ist, dass die Unternehmen mit neuen Projekten rote Zahlen schreiben würden.
Eigenheim-Bau rückläufig - hohe Zinsen verantwortlich
Ganz ähnlich ist die Lage potenzieller Häuslebauer - mit dem Unterschied, dass es bei Eigenheimkäufern in aller Regel nicht um die Rentabilität geht, sondern um die schlichte Frage der Bezahlbarkeit. Das geht aus einer Analyse des Finanzierungsvermittlers Interhyp hervor.
Laut Interhyp haben viele Immobilieninteressenten den Wunsch nach dem eigenen Heim vorerst begraben. "Es gibt eine riesige Verunsicherung", sagte Vorständin Mirjam Mohr. Bei der Vorstellung der alljährlichen "Wohntraumstudie" erklärt die Managerin:
Umbau statt Neubau: Wie Wohnraum bezahlbar werden kann, zeigt plan b.28.09.2023 | 29:55 min
IG BAU kritisiert Vonovia-Entscheidung
Der Bundesvorsitzende der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Robert Feiger, übt Kritik an der Vonovia-Ankündigung. "60.000 Wohnungen: Das entspricht immerhin dem kompletten Wohnungsbestand von Bottrop oder Remscheid - und einem Fünftel der bundesweiten Neubauleistung des vergangenen Jahres", heißt es in einer Pressemitteilung.
Der Verzicht aufs Bauen sei "ein Paukenschlag für Deutschland - und eine Verschärfung der Bau-Krise", so Feiger. Vonovia mache "der Nation gerade deutlich, welchen Einfluss der Konzern auf dem Wohnungsmarkt hat".
Wohnungsbaugipfel steht vor der Tür
Ende September ist ein Wohnungsbaugipfel im Berliner Kanzleramt geplant. Die Bauindustrie fordert ein großes Baupaket, das die drohende jahrelange Dauerkrise abwenden soll - und voraussichtlich finanziell alles in den Schatten stellen würde, was die Bundesregierungen der vergangenen Jahrzehnte für den Wohnungsbau ausgegeben haben.
Dazu zählen unter anderem eine massive Ausweitung von Zinsverbilligungen, die Entschlackung der Baustandards, ein "Sondervermögen" für öffentliche Wohnungsunternehmen sowie die zeitweise Aussetzung der Grunderwerbssteuer.
Quelle: Reuters, dpa, ZDF