Finanzsanierung: Das Geschäft mit den Schulden

In Zeiten von Inflation und hohen Energiepreisen sind die finanziellen Herausforderungen ohnehin bereits hoch. Für verschuldete Menschen ein weiterer Grund dafür, verzweifelt nach einem Weg zu suchen, um ihrer aussichtslos scheinenden Situation zu entkommen.

Sogenannte Finanzsanierer wittern hier das große Geschäft. Auf Plattformen wie TikTok versprechen sie die schnelle Lösung - doch sollte man diesen Anbietern vertrauen?

Der Mechanismus hinter einer Finanzsanierung erschließt sich vielen nicht sofort. Wie genau funktioniert das Konzept? Den erhofften Kredit bekommt man von den Firmen jedenfalls nicht, erklärt Marcus Köster von der Verbraucherzentrale NRW:

"Verschuldete sollen Geld zahlen, das an die Gläubiger verteilt wird und für diese Leistung, in Anführungszeichen, sollen sie dem Finanzsanierer dann auch noch Geld bezahlen." Das sei etwas, das man mit einem Dauerauftrag auch sehr schnell selbst machen könne.

Das Prinzip: Eine erste Firma, der Vermittler, erstellt ein Angebot für den Kunden. Nimmt der Kunde das Angebot an, wird er an eine zweite Firma, die Finanzsanierungsgesellschaft, weitergeleitet. Diese Gesellschaft erstellt nach Vertragsabschluss für den Kunden ein Sanierungskonzept - hierfür fällt dann bereits die erste Gebühr an. Zusätzlich zahlt der Kunde bei jeder Rate eine monatliche Verwaltungsgebühr, die in manchen Fällen bis zu 15 Prozent der Rate betragen kann.

Renate B.* berichtet in der Doku "Deine Schulden, ihr Profit" des ZDF-Formats "Die Spur", dass sie auf gleich mehrere Angebote von Finanzsanierern hereingefallen sei.

Nachdem sie ihre gesamten Ersparnisse an einen Investor verloren hatte und von der Bank keinen Kredit bekam, wandte sie sich an insgesamt drei Finanzsanierer. Im Glauben, sie würde von diesen Kredite bekommen, zahlte sie Bearbeitungsgebühren und Kautionen in Höhe von über 10.000 Euro. Als ihr klar wurde, dass sie dort kein Geld bekommen würde, kündigte sie die Verträge sofort. Doch das investierte Geld sah sie nie wieder und hatte nun noch mehr Schulden

Einige Firmen scheinen ihren Sitz im Ausland zu haben, beispielsweise in der Schweiz, England oder Spanien. Sie scheinen miteinander vernetzt zu sein, teilweise treten verschiedene Geschäftsführer auf, die schnell wieder abgesetzt werden können. Neue Vermittlerwebseiten tauchen auf, alte verschwinden. Es scheint System dahinterzustecken. Auf Anfrage sind Vermittler und Finanzsanierungsgesellschaften nicht zu einem Interview bereit. Ein Anwalt schreibt aber: "Der Finanzierungsvertrag des Kunden mit unseren Mandanten enthält keine Erfolgsgarantie."

Es stellt sich die Frage, wie seriös die Anbieter einer solchen Schuldenregulierung wirklich sind. Auf ihren Webseiten versprechen sie tatsächlich kein Geld, sondern nur eine Finanzsanierung.

Reto Puma, Geschäftsleiter der Reklamationszentrale in Zürich weiß: "Aktuell ermittelt die Bundesanwaltschaft gegen 90 dieser Firmen hier in der Schweiz."

Erste Hausdurchsuchungen gab es bereits Anfang des Jahres 2021, unter anderem wegen Verdachts auf unlauteren Wettbewerb, Betrug und Geldwäsche. Die beschuldigten Personen sollen im Zeitraum von 2015 bis heute einen Vermögensschaden von rund 10 Millionen Schweizer Franken verursacht haben.

Wer es mit einem Finanzsanierer zu tun hat, sollte zunächst die Webseite und später den Vertrag aufmerksam lesen, um sich klar zu werden, welche Leistung da genau versprochen wird. Es empfiehlt sich, die Anbieter zu überprüfen und im Internet nach Rezensionen zu suchen. Sollte es bereits zum Vertragsabschluss mit einem unseriösen Finanzsanierer gekommen sein, rät die Reklamationszentrale Zürich, sofort Anzeige zu erstatten.