Lebensmittel: Wie aus Resten hochwertige Produkte werden

    Lebensmittel effizienter nutzen:Wie aus Resten hochwertige Produkte werden

    von Katarina Schickling
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    Wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, dann wäre es das mit dem drittgrößten CO2-Ausstoß, gleich hinter China und den USA. Dabei können aus Resten ganz neue Produkte entstehen.

    Eine Orange mit einem Schönheitsmakel
    26.09.2023 | 29:49 min
    Lebensmittelverschwendung findet oft am Anfang der Lieferkette statt, lange bevor die Ware überhaupt den Handel erreicht. Drei Beispiele zeigen, wie sich mit guten Ideen aus vermeintlichem Müll etwas Sinnvolles schaffen lässt:

    Wie Orangen-Bauern EU-Normen geschickt umgehen

    Über manche Handelsnormen der EU kann man sich nur wundern. Orangen etwa müssen rund sein, gleichmäßig orangefarben und auch die Größe ist festgelegt. Unglücklicherweise hält die Natur sich nicht an diese Vorgaben - und so mussten die Bauern im griechischen Argos auf dem Peloponnes lange Zeit bis zu 30 Prozent ihrer Bio-Orangen in die Saftpresse geben, weil die Früchte nicht den EU-Vorgaben entsprachen und deshalb nicht als Speiseorangen vermarktet werden durften.
    Bis Adrian Wiedmer von der Fairtrade-Organisation Gebana einen Umweg fand: "Die Beamten in Brüssel gaben uns den rettenden Tipp. Wenn wir die Orangen direkt an Endverbraucher*innen schicken und einen Zettel beilegen, dass sie nur zur Verarbeitung bestimmt sind, dann können wir sie ausführen," erzählt uns der Schweizer, der seit langem für fairen Handel kämpft. Das Einkommen seiner griechischen Partner hat sich dadurch deutlich erhöht und gibt ihnen jetzt die Möglichkeit, in nachhaltigere Anbaumethoden zu investieren.
    Animation Orangen im Netz
    Orangen gekauft? Behalten Sie das Netz! Denn wenn Sie Netze fest zusammen wickeln, haben Sie einen haltbaren Spülschwamm.24.02.2023 | 2:18 min

    Wie aus Kabeljau-Resten Pflaster werden

    Besonders groß ist das Missverhältnis von Produkt und Abfall bei Fischfilets: Etwa 44 Prozent eines Kabeljaus gehen zum Beispiel als Filet in die Geschäfte. In Island arbeitet das Codland-Netzwerk in Grindavik daran, auch für die restlichen 56 Prozent eine sinnvolle Wertschöpfungskette zu schaffen.
    Besonders gut funktioniert das mit Fischhaut, früher ein Fall für die Tonne. Sie besteht zu 17 Prozent aus Collagen. Dies wird extrahiert und zu Gelatine und Collagen verarbeitet, für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie.
    Aus der Kabeljauhaut werden Gelatine und Collagen gewonnen
    Aus der Kabeljauhaut werden Gelatine und Collagen gewonnen.
    Quelle: Katarina Schickling

    An der nordwestlichen Spitze der Insel sitzt der Star der isländischen Fischverwerter: Kerecis produziert aus Kabeljauhaut Pflaster für Brandwunden und andere großflächige Wunden, die schwer verheilen. Produktionsmanagerin Gudbjorg Thrastardottir ist stolz auf ihr Produkt: "Was früher im Müll oder bestenfalls in der Fischmehlfabrik gelandet wäre, kann heute tatsächlich Leben retten."

    Wie aus altem Brot neue Teigwaren entstehen

    Auch bei Brot ist Verschwendung Alltag: Etwa 20 Prozent des täglich gebackenen Brotes werden nicht verkauft. Die Konstanzerin Janine Trappe sucht dafür nach Verwendungsmöglichkeiten. Ihre Knödel im Glas gibt es schon länger. Jetzt arbeitet sie daran, noch großflächiger neue Produkte aus altem Brot zu machen.
    Nun verarbeitet sie überschüssiges Brot aus Bäckereien zu einem feinen Granulat - als Grundstoff etwa für Kekse oder Nudeln. "Das ist auf zwei Ebenen sinnvoll", erklärt die Start-up-Chefin. "Das alte Brot wird nicht weggeworfen und wir ersetzen damit auch noch einen großen Teil des Mehls und sparen so Rohstoffe."
    Aber: Nicht nur Hersteller können Verschwendung von Lebensmittel vermeiden. So können Sie im Haushalt der Verschwendung und Obst, Gemüse und Co entgegnen:

    • Mit einem Plan einkaufen.
    • Lebensmittel richtig lagern – Tipps dazu gibt es unter https://www.zugutfuerdietonne.de/
    • Das Mindesthaltbarkeitsdatum richtig verstehen – "mindest" heißt, dass die Ware noch lange verzehrfähig sein kann. Was gut aussieht und riecht, ist auch noch essbar.
    • Je weniger Stationen zwischen uns und den Erzeugern liegen, umso frischer ist die Ware – auch das hilft gegen Verschwendung.
    • Wer auf dem Bauern-Markt einkauft, bekommt nicht nur fast automatisch regionale, saisonale Ware, sondern auch mehr Lebensmittel fürs Geld: Die Blätter von Rote Bete, zum Beispiel, sind ein feiner Salat, aus Möhrengrün kann man leckeres Pesto machen.