Teurer Snack: Wird das Krabbenbrötchen zum Luxusgut?

    Teurer Snack von der Küste:Wird das Krabbenbrötchen zum Luxusgut?

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    Der beliebte Imbiss von der Küste ist teuer geworden. Seit Jahren werden zu wenig Krabben gefangen für die Nachfrage, meinen Experten. Und die EU könnte das noch verkomplizieren.

    Archiv: Ein Krabbenbrötchen liegt am 22.06.2017 in Hamburg an einer Fischbrötchenbude auf einem Tisch
    Bis zu 15 Euro kostet ein Krabbenbrötchen an den Landungsbrücken in Hamburg.
    Quelle: dpa

    Nordseekrabben sind teuer und selten geworden. Einige Discounter haben schon keine Nordseekrabben mehr im Sortiment. Auch manche Restaurants im Norden verzichten auf Krabbengerichte oder servieren nur geringe Mengen. Die Zahl der gefangenen Krabben reiche nicht für alle aus, sagte der Fischereiberater bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Philipp Oberdörffer, der Deutschen Presse-Agentur.

    Es ist im Moment nicht nur eine Frage des Geldes.

    Philipp Oberdörffer, Fischereiexperte

    Bis zu 15 Euro für ein Krabbenbrötchen

    In vielen Urlaubsorten gibt es weiter Krabbengerichte, die Menschen müssen dafür aber deutlich mehr bezahlen als früher. So lag der Preis für ein Krabbenbrötchen an den Landungsbrücken in Hamburg Anfang Mai bei bis zu 15 Euro. Auch in den Urlaubsorten Travemünde und Timmendorfer Strand kostete das bei Touristen beliebte Brötchen ähnlich viel.
    Auf dem Bild sind die Schiffskutter auf dem Meer zu sehen.
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    Zu wenig Krabben verfügbar

    Der Fischhändler Gosch verkauft aktuell an den meisten Standorten Krabbenbrötchen und verweist darauf, dass sich die Lage im Vergleich zum März und April etwas verbessert habe. Krabben seien weiter sehr teuer, aber wenigstens verfügbar, sagte ein Unternehmenssprecher.
    Köpfe von frischem Fangfisch neben frischen Tomaten in Scheiben und mit grobem Salz bestreut sowie Titelgrafik "Fisch"
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    Ende März und im April sei dies noch viel dramatischer als jetzt gewesen.

    Da galt es nicht nur die Frage zu klären, ob und zu welchem Preis man die Krabbenbrötchen noch an die Gäste verkauft, sondern auch, ob man überhaupt Ware bekommt.

    Unternehmenssprecher des Fischhändlers Gosch

    Zeitweise verkaufte Gosch daher nur noch auf Sylt Krabbenbrötchen. Dem Sprecher zufolge kostet ein Krabbenbrötchen dort aktuell weiter 6,50 Euro, weil es für den Unternehmer eine "Herzensangelegenheit" ist. Er verwies darauf, dass es auch früher preisliche Schwankungen durch unterschiedliche Verfügbarkeiten von Nordseekrabben gegeben habe. Eine so geringe Verfügbarkeit habe das Unternehmen aber noch nicht erlebt.
    Küstenschutz-Sylt
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    Extrem niedrige Fangmengen im Jahr 2023

    "Die Situation ist besonders, weil die niedrigen Fänge seit Jahren anhalten", sagte Fischereiexperte Oberdörffer. "In der deutschen Krabbenfischerei erleben wir seit nunmehr vier bis fünf Jahren deutlich unterdurchschnittliche Fänge."
    Er verwies darauf, dass die deutschen Krabbenfischer in den Jahren 2000 bis 2015 im Durchschnitt zwischen 12.000 und 13.000 Tonnen angelandet hätten. Im Jahr 2023 habe die Menge bei 5.500 bis 6.000 Tonnen gelegen. Auch in anderen Ländern seien die Fangmengen im vergangenen Jahr extrem gering gewesen und hätten den niedrigen deutschen Fang nicht ausgleichen können.

    Eigentlich hätte hier der Preis schon deutlich ansteigen müssen, aber höhere Preise sind im Markt aktuell kaum umsetzbar. Und daher hat es bis in den Herbst 2023 gedauert, bis die Preise sich deutlich aufwärts bewegt haben.

    Philipp Oberdörffer, Fischereiexperte

    Ungewisse Zukunft der Krabbenfischerei

    Wie viele Krabben es künftig zu welchen Preisen geben wird, ist auch mit Blick auf politische Entscheidungen ungewiss. Die EU-Kommission will die Fischerei mit Grundschleppnetzen - der typischen Fangmethode der Krabbenfischer - in Meeresschutzgebieten untersagen.
    Grundschleppnetze sind Fanggeräte, die etwa von einem Kutter geschleppt werden und für das Fischen beispielsweise von Schollen oder Krabben am Meeresboden oder in Bodennähe konzipiert sind. Meeresschützer kritisieren die Fangmethode, da sie den Meeresboden und dort lebende Organismen schädigt.
    Quelle: dpa

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