EZB erhöht Leitzins: Warum private Sparer oft leer ausgehen

    FAQ

    EZB erhöht Leitzins:Zinsen: Warum Privatkunden oft leer ausgehen

    von Klaus Weber
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    Es ist die neunte Zinserhöhung in Folge. Doch während die Banken von der EZB für ihr dort geparktes Geld wieder 3,75 Prozent Zinsen erhalten, gehen Sparer oft leer aus. Warum?

    Im Kampf gegen die nach wie vor hohe Inflation im Euroraum hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen zum neunten Mal in Folge erhöht. Der EZB-Rat beschloss am Donnerstag eine Anhebung um weitere 0,25 Prozentpunkte. Der Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken frisches Geld bei der EZB besorgen können, steigt damit auf 4,25 Prozent. So hoch war der Leitzins zuletzt zu Beginn der weltweiten Finanzkrise Anfang Oktober 2008.
    Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, steigt damit von 3,5 auf 3,75 Prozent. Trotzdem profitieren Bankkunden in vielen Fällen nicht von diesen gestiegenen Zinsen. Warum?

    Welchen Effekt haben höhere Leitzinsen überhaupt?

    Zinsen rauf bedeutet einfach: Geld von der Bank wird teurer. Die Kreditkosten steigen. Doch nicht nur für einen selbst, wenn man beispielsweise ein neues Auto finanzieren möchte. Auch für den Bäcker um die Ecke, der sich einen neuen Ofen anschaffen will oder das Dax-Unternehmen, das eine zusätzliche Produktionsstätte aufbauen möchte.
    Leitzins der EZB

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    Was heißt das also, wenn es für alle teurer wird? Wir überlegen uns genau, ob wir gerade jetzt investieren wollen. Verschieben nun viele von uns ihre Investition in die Zukunft, gibt es weniger Nachfrage. Heißt: Die Preise fallen wieder. Kurzum: Inflation besiegt.
    Klingt einfach - ist in der Realität aber viel komplexer. Denn die EZB muss auch darauf achten, dass sie die Konjunktur nicht komplett abwürgt, indem sie die Zinsen zu stark anhebt und dadurch gar keiner mehr investiert. Aber die Effekte sind, wie erwähnt, steigende Kreditzinsen auf der einen Seite. Und - da jede Medaille zwei Seiten hat - auch steigende Zinsen für unsere Guthaben.

    Unter Leitzinsen versteht man die von der zuständigen Zentralbank festgelegten Zinssätze, zu denen sich Geschäftsbanken bei einer Zentral- oder Notenbank Geld beschaffen oder anlegen können. In der Eurozone ist die Europäische Zentralbank (EZB) zuständig für die Festlegung der Leitzinsen. Davon setzt die EZB drei fest: Einlagenzins, Hauptrefinanzierungssatz und Spitzenrefinanzierungssatz.

    Für Sparer ist der Einlagenzins wichtig. Zum Hauptrefinanzierungssatz können sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen. Der Spitzenrefinanzierungssatz dient Geschäftsbanken zur kurzfristigen Beschaffung von Geld. Vorrangiges Ziel der Zentralbanken ist es, ein stabiles Preisniveau mit einer niedrigen Inflationsrate sicherzustellen.

    Die EZB strebt dafür ein Inflationsziel von zwei Prozent in der mittleren Frist an. Um die Inflationsrate bei einer vorgegebenen Zielgröße zu halten, kann die Zentralbank die Leitzinsen anheben ("restriktive Geldpolitik") oder auch senken ("expansive Geldpolitik"). 

    Quelle: Glossar des Bundesfinanzministeriums, AFP

    Warum werden die Zinsen nicht überall weitergegeben?

    Die offizielle Begründung der Banken lautet, man habe die Kunden zum ganz überwiegenden Teil über viele Jahre vor Negativzinsen geschützt. Nach dem "Paradigmenwechsel" der rasanten Zinswende brauche der Bankensektor jetzt auch eine gewisse Anpassungsphase, bis das System wieder im Gleichgewicht ist.
    Diese verquaste Formulierung dürfte allerdings nicht der wirkliche Grund sein. Letztlich sind es vor allem die Regionalbanken, die keine oder nur wenig Zinsen bezahlen - also viele Sparkassen und Volksbanken. Sie leben vor allem von ihrer Kundentreue und stehen nicht so im Konkurrenzkampf wie deutschlandweit tätige Geldhäuser, die viel mehr um die Spargelder der Kunden kämpfen müssen.
    Kurz gesagt: Banken, die den Zins nicht an ihre Kundschaft weitergeben, haben es schlichtweg nicht nötig.
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    Was können Sparer tun?

    Dass viele von uns weder Tages- noch Festgeldzinsen bekommen, ist ein klassischer Fall von "selber schuld". Der Sparer - und vor allem der Deutsche Sparer - ist ein träges Wesen. Die lange zinslose Phase verstärkte diese Verhalten nochmal.
    Wir haben gelernt: Für unser Erspartes gibt es von der Bank einfach nichts mehr. Und so agieren wir immer noch, bleiben einfach träge bei unserer Nullzins-Hausbank - obwohl die Zinsen bei vielen anderen Anbietern deutlich gestiegen sind.
    Es müssten also alle viel häufiger die Bank wechseln, dann würde man auch Druck ausüben und alle Geldhäuser müssten interessante Angebote machen. Aber: keine wechselwillige Kundschaft - kein Wettbewerb.
    Es liegt an den Sparern - also an uns, das zu ändern. Man muss ja auch nicht gleich die komplette Geschäftsbeziehung zu seiner Hausbank aufgeben. Es reicht ja, einen Teil seines Vermögens woanders - zu besseren Konditionen - unterzubringen.
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    Wo gibt es denn bessere Konditionen für Tagesgeld oder Festgeld?

    Gute Zinssätze liegen mittlerweile oberhalb von drei Prozent. Dies lässt sich sehr einfach auf den vielen Zinsvergleichsseiten im Internet herausfinden. Viele ausländische oder Online-Banken bieten sogar noch höhere Zinsen an, doch dabei ist Vorsicht geboten.
    Man sollte nur Banken wählen, die von der deutschen oder europäischen Einlagensicherung geschützt sind. Diese sichert ihr Vermögen bis zu einer Summe von 100.000 Euro ab.
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    Wie geht es mit den Zinsen weiter?

    Beim Zins dürfte die stärkste Phase des Anstiegs vorüber sein. Die Inflation geht ja - zumindest in Teilen - zurück. Dennoch muss man mit weiteren, kleineren Erhöhungen durch die EZB rechnen. Grundsätzlich sollten also auch die Zinsen auf Geldanlagen noch etwas weiter steigen.

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