E-Autos: Sinkende Preise in Sicht

    Tesla eröffnet Preiskampf:E-Autos: Sinkende Preise in Sicht

    ZDF-Reporter Frank Bethamnn mit Mikro vor der Fraankfurter Börse.
    von Frank Bethmann
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    Günstige Elektroautos sind bisher Mangelware. Tesla steuert um und eröffnet Preiskampf. Deutsche Hersteller zögern noch. Preissenkungen sind aber wohl nur noch eine Frage der Zeit.

    Ein Tesla-Auto Modell Y, aufgenommen am 01.07.2023 in Türkheim
    Tesla-Auto Modell Y
    Quelle: Imago

    "Die meisten Kunden, die zu uns kommen und ein Elektroauto kaufen wollen, nehmen am Ende dann doch wieder einen Benziner oder Diesel." Ernüchterung schwingt da bei einem Renault-Händler mit, der namentlich nicht genannt werden möchte. "Aber bei diesen Preisunterschieden -wer kann es den Menschen verdenken", fährt er fort.
    Tatsächlich sind vergleichbare Verbrenner-Fahrzeuge teilweise nur halb so teuer, wie ihr Stromer-Pendant. Einer aktuellen Berechnung zufolge zahlen deutsche Kunden derzeit im Schnitt fast 50.000 Euro für ein Elektro-Auto.

    Überangebot an teuren Modellen, günstige Stromer Mangelware

    Das liegt auch daran, dass fast die Hälfte der in Deutschland angebotenen Batterie-PKWs SUV-Modelle sind, die in der Regel deutlich mehr kosten. Es gibt ein Überangebot an teuren Modellen, günstige Stromer hingegen sind Mangelware.

    Im bezahlbaren Segment, also bei Klein- und Kompaktwagen, ist das Angebot dünn und deutlich teurer.

    Matthias Vogt, ADAC-Elektromobilitäts-Experte

    Ursächlich für diese Entwicklung sind die teuren Batterien. Sie bilden den mit Abstand größten Kostenblock bei einem E-Auto und fallen bei einem Kleinwagen viel stärker ins Gewicht als bei einem teuren Wagen.

    Neuwagenmarkt für E-Autos wächst zu langsam

    Ein hochpreisiges Fahrzeug aber können sich längst nicht alle leisten. Zwar wächst die Zahl der Elektroautos auf dem Neuwagenmarkt - aber eben viel zu langsam. 15 Millionen Stromer will die Bundesregierung bis 2030 auf die Straße bringen. Derzeit sind mal gerade gut eine Million hierzulande zugelassen.
    In den verbleibenden sieben Jahren müsste sich die Schlagzahl also auf jährlich zwei Millionen Fahrzeuge verdoppeln, um das ambitionierte Ziel zu erreichen.

    "Kürzung der Förderung, ein Fehler"

    Dass die Bundesregierung den staatlichen Kaufzuschuss für E-Autos zu Jahresbeginn gekürzt hat und weiter senken will, sei ein Fehler, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch-Gladbach.

    Wir haben eine Reduzierung der Förderung bei einem gleichzeitig recht hohen Preisniveau, das macht es nicht gerade attraktiver ein Elektroauto zu kaufen.

    Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch-Gladbach

    "Die Angebotsoffensive im Kleinwagensegment droht dadurch zu verhungern", spart auch Helena Sophie Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg, nicht mit Kritik.

    Tesla läutet Preiskampf ein

    Tatsächlich drosseln Renault und VW derzeit ihre E-Autoproduktion. Viel deutlicher als Premiumhersteller wie BMW, Audi oder Mercedes bekommen sie zu spüren, dass ihre potenzielle Kundschaft bei der Antriebswende nicht mitzieht. Die Autos sind - für das was sie bieten - einfach zu teuer.
    Umso mehr, da Marktführer Tesla den Preiskampf eröffnet hat. Während europäische Hersteller in der Vergangenheit die Preise mehrfach angehoben haben, hat der Elektro-Pionier zuletzt die Listenpreise gesenkt - und das deutlich. Ein Signal für die Branche und ein Zeichen für die Verbraucher: Elektroautos werden günstiger.

    "Heimische Hersteller müssen die Preise senken"

    Zwar stemmen sich vor allem die deutschen Autobauer noch dagegen, auch weil sie mit deutlich höheren Kosten produzieren, doch Autofachmann Bratzel ist sich sicher:

    Die heimischen Hersteller, ob sie wollen oder nicht, müssen die Preise senken.

    Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch-Gladbach

    Sie werden sich schwertun, wie Tesla die Listenpreise zu senken, aber Rabatte und Sonderangebote werden kommen, davon geht auch Matthias Vogt vom ADAC aus: "Man sieht ja bereits, dass einzelne Autokonzerne den Käufern von Elektroautos die staatliche Förderung garantieren."
    Eine verkaufsfördernde Maßnahme, sollte das gekaufte E-Auto erst im kommenden Jahr ausgeliefert werden. Für den Fall nämlich fällt der vom Staat zugesagte Umweltzuschuss kleiner aus.

    Chinesische Autobauer drängen auf den deutschen Markt

    Warten muss man auf Elektroautos im Übrigen nicht mehr lange. Die meisten Modelle können inzwischen innerhalb weniger Wochen geliefert werden. Und das Angebot an Fahrzeugen wächst ebenfalls. Auch weil neue Anbieter dazu kommen.
    Erstmalig befindet sich unter den Top Ten, der in Deutschland am häufigsten gekauften Elektroautos ein chinesischer Hersteller. Die Qualität der Fahrzeuge von Anbietern wie BYD, MG, BAIC oder Nio sei gut, attestiert ADAC-Mann Vogt. "Billig aber sind die Autos der chinesischen Hersteller nicht."
    Autoexperte Bratzel ist sich dennoch sicher: In den kommenden Monaten werden die Preise fallen, auch weil weitere Autobauer aus dem Reich der Mitte auf den deutschen Markt drängen werden: "Im Rückspiegel tauchen die immer stärker auf."

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