Cyberangriffe: EZB ordnet Stresstest für Banken an
Sicherheit vor Cyberangriffen :EZB ordnet Stresstest für Banken an
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Schon eine kleine Mail kann einen großen Hackerangriff auf ein Unternehmen starten. Da Banken besonders sensibel sind, will die EZB diese jetzt einem Sicherheitstest unterziehen.
Die Europäische Zentralbank in Frankfurt (Archivfoto)
Quelle: Imago
Wie gut sind die großen Banken im Euroraum gegen Angriffe auf ihre IT-Systeme gewappnet? Wie schnell sind Geldhäuser im Ernstfall in der Lage, Cyberattacken abzuwehren? Die Aufseher der Europäischen Zentralbank (EZB) wollen es genauer wissen und starten Anfang 2024 ihren ersten Stresstest zu Cyberrisiken ("Cyber Resilience Stress Test").
Das sagte Tuominen im November der "Börsen-Zeitung" und erläuterte das Ziel der Aktion: "Wir wollen wissen, wie die Banken auf einen Cyberangriff reagieren, sich von ihm erholen und den normalen Geschäftsbetrieb wieder aufnehmen.
Die Branche erwartet am 2. Januar einen detaillierten Fragebogen mit fast 500 Fragen zu potenziellen Auswirkungen eines Cyberangriff-Szenarios sowie den dann greifenden Notfallplänen.
EZB testet über 100 Banken
Fast alle der derzeit 113 direkt von der EZB beaufsichtigten Banken werden nach damaligen Angaben von Tuominen einbezogen. Etwa 20 davon müssen sich voraussichtlich ab März einem erweiterten Test stellen, bei dem sie detailliertere Informationen einreichen müssen.
Die EZB beaufsichtigt seit November 2014 die führenden Banken im Euroraum direkt. Dazu gehören derzeit aus Deutschland Deutsche Bank und Commerzbank, DZ Bank und Dekabank sowie Deutschlands größte deutsche Sparkasse, die Hamburger Haspa, außerdem die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank), die Volkswagen Bank sowie diverse Landesbanken (BayernLB, LBBW, Helaba, Nord LB).
Genau hinschauen will die EZB dort, wo Banken IT-Prozesse an Drittanbieter übergeben, um Geld zu sparen. "Das geht nicht unbedingt mit gutem Risikomanagement einher", sagte Tuominen. IT- oder Cloud-Anbieter seien "sicherlich ein Thema, mit dem wir uns eingehender beschäftigen müssen".
Hohe Zahl von Cyberangriffen alarmiert EZB-Bankenaufsicht
Die gewaltigen Datenmengen in den IT-Systemen von Banken locken immer wieder Kriminelle an. Die EZB-Aufsicht registrierte zuletzt mehr Cyberangriffe als vor der Corona-Pandemie. Die Bedrohung habe zugenommen. Bislang habe es keinen so schwerwiegenden Angriff gegeben, dass einzelne Institute oder gar das gesamte Bankensystem destabilisiert worden wäre, bilanzierte Tuominen. Doch sie warnte:
Seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 prüfen Aufseher rund um den Globus mit Stresstests regelmäßig, wie anfällig die Geschäftsmodelle von Banken im Krisenfall wären.
Geldhäuser müssen dabei bestimmte Szenarien durchrechnen und belegen, dass sie auch unter widrigen Umständen - etwa bei einem Wirtschaftseinbruch, einem Absturz der Immobilienpreise oder steigenden Kreditausfällen - ausreichend Kapital hätten, um ihr Geschäft fortzuführen. Ist das nicht der Fall, verlangt die Aufsicht dickere Kapitalpuffer.
Früher überfielen Verbrecher Banken und liefen mit so viel Geld heraus, wie sie tragen konnten. Heutzutage geht es beim Crypto-Crime aber um Milliarden.30.12.2021 | 44:10 min
Tückische Anrufe gegen Moderne Sicherheitsverfahren
Die Deutsche Kreditwirtschaft (DK) betont mit Blick auf Cyberrisiken: "Banken und Sparkassen setzen umfangreiche Maßnahmen zur Gewährleistung der Cybersicherheit um, die aus den Säulen der Prävention, Detektion und Reaktion bestehen."
Die Dachorganisation der fünf großen Bankenverbände in Deutschland teilte mit: "Für die IT-Systeme der Banken ist die automatisierte Überwachung und -analyse sicherheitsrelevanter Ereignisse sowie von Schwachstellen bereits etabliert." Das schütze Kundinnen und Kunden allerdings nicht vollends vor kriminellen Machenschaften:
von Joachim Bartz, Sophia Baumann, Maria Christoph, Carina Huppertz, Dajana Kollig, Nils Metzger, Hannes Munzinger, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Ulrich Stoll und Hakan Tanriverdi