Hinrunden-Bilanz: 2. Liga - von wegen "Unterhaus"

    Hinrunden-Bilanz:2. Liga - von wegen "Unterhaus"

    von Christoph Ruf
    |

    Die mit großen Traditionsvereinen gespickte 2. Fußball-Bundesliga ist so spannend wie nie. Eine Zwischenbilanz zum Ende der Hinrunde.

    Kölns Torschütze Dejan Ljubicic jubelt mit seinen Mannschaftskollegen über das Tor zum 1:0 gegen Kaiserslautern. Die Spieler laufen Arm in Arm über den Platz und lächeln.
    Kölner Jubel über den Sieg beim FCK und die damit erreichte Herbstmeisterschaft.
    Quelle: dpa / Uwe Anspach

    Es gibt einige Fußballfans, die die zweite Liga in dieser Saison deutlich attraktiver als die erste finden. Zur Weihnachtspause liegen noch mindestens neun Teams im Aufstiegsrennen. Kein Wunder, dass die Zuschauerzahlen alle Rekorde brechen. Eine Zwischenbilanz zum Ende der Hinrunde.

    Köln Herbstmeister - Spannung im Titelrennen

    Vor dem 17. Spieltag hätten rechnerisch neun Teams auf Platz eins springen können. Nach einem ziemlich glücklichen 1:0-Sieg beim 1. FC Kaiserslautern am Sonntag darf nun der 1. FC Köln als Spitzenreiter überwintern, auf Platz zwei liegt überraschend der Karlsruher SC, den Relegationsplatz belegt der Hamburger SV.
    Wie spannend das Titelrennen ist, beweist der FCK. Bei einem 1:0-Sieg gegen Köln wären die Pfälzer nun Spitzenreiter. De facto belegen sie Platz neun. Zuletzt machten zudem der 1. FC Magdeburg und Darmstadt 98 mit einer rasanten Aufholjagd kräftig Boden gut.
    Wie ausgeglichen es zugeht, wird auch an einzelnen Ergebnissen deutlich: So gewann Kaiserslautern am 15. Spieltag souverän 3:1 im Derby gegen den KSC, nur um sechs Tage später 1:5 in Darmstadt unterzugehen.
    Darmstadts Torschütze Luca Marseiler jubelt mit Teamkollege Fraser Hornby über sein Tor zum 3:0 gegen Kaiserslautern.
    Der SV Darmstadt 98 pirscht sich in der 2. Liga an die Spitzenteams heran. Gegen den 1. FC Kaiserslautern feierten die "Lilien" einen ungefährdeten 5:1-Heimsieg.16.12.2024 | 9:50 min
    All das lässt für die Rückrunde noch jede Menge Überraschungen erwarten. Greift Schalke noch mal ins Titelrennen ein? Oder die Hertha? Oder - und genau das würde zum bisherigen Saisonverlauf passen - ein Team, mit dem bislang noch gar keiner rechnet?

    Dramatik im Abstiegskampf

    Auch am Tabellenende ist das Rennen völlig offen. Der Tabellenletzte Jahn Regensburg ließ am Sonntag noch mal aufhorchen, indem er den großen Favoriten aus Darmstadt 2:1 besiegte. Nur noch drei Zähler trennen die Oberpfälzer nun vom Relegationsplatz.
    Einiges spricht allerdings dafür, dass am Ende Regensburg zusammen mit den beiden Aufsteigern (Preußen Münster und der SSV Ulm) sowie Eintracht Braunschweig ausmacht, wer in die Abstiegsrelegation muss und wer direkt in die 3. Liga geht. Aber auch einige andere Vereine können sich noch lange nicht sicher sein, die Klasse zu halten, darunter mit der Spielvereinigung Greuther Fürth und Schalke 04 Klubs, die noch vor kurzem erstklassig waren.

    Die Zweite Liga wurde 1974, elf Jahre nach Gründung der Bundesliga, aus der Taufe gehoben. Gründungsmitglieder waren neben dem Karlsruher SC oder dem 1. FC Nürnberg unter anderem Fußball-Exoten wie TSR Olympia Wilhelmshaven, der 1. FC Mülheim-Styrum oder Röchling Völklingen.

    Rekordaufsteiger aus der zweiten Liga ist der 1. FC Nürnberg, dem sogar vier Mal ein direkter Wiederaufstieg gelang. Den Franken gelang im Jahr 1969 aber auch das wenig schmeichelhafte Kunststück, als amtierender Deutscher Meister abzusteigen.

    Rekordtorschütze der zweiten Liga ist Simon Terodde mit 177 Treffern, Rekordspieler ist Willi Landgraf mit 508 Einsätzen.

    Die meisten Spiele in der Klasse hat bislang Greuther Fürth absolviert (1.211) und erzielte dort auch die meisten Tore (1.785). Fürth (1.778 Punkte) ziert auch die Tabellenspitze der "Ewigen Zweitliga-Tabelle", vor dem FC St. Pauli (1.690) und Hannover 96 (1.576).

    Heimat der Traditionsvereine

    Hätte man vor zehn Jahren prognostiziert, dass Holstein Kiel, der 1. FC Heidenheim und der FC St. Pauli in dieser Saison erstklassig spielen, während der HSV, Hertha BSC und Schalke 04 eine Liga darunter kicken - man hätte sich als absoluter Fußball-Laie geoutet.
    Doch genau so ist es gekommen. Und den Fans der großen Traditionsvereine ist es offenbar herzlich egal, ob ihr Team gegen Borussia Dortmund oder Jahn Regensburg spielt; sie sorgen für ausverkaufte Heimspiele und begleiten ihr Team zu Tausenden zu den Auswärtsspielen.

    Zuschauermagnet

    30.150 Fans kamen im Schnitt an den ersten 17 Spieltagen dieser Zweitliga-Saison in die Stadien. Damit sind die Besucherzahlen höher als in der französischen Ligue 1, (27.430 Fans) oder der spanischen La Liga (ca. 29.600) als jeweils höchsten Spielklassen ihres Landes.
    Fünf Klubs begrüßen regelmäßig sogar über 40.000 Zuschauer, nämlich Schalke 04 (61.262), der HSV (55.798), der 1. FC Köln (49.944), der 1. FC Kaiserslautern (46.180) und Fortuna Düsseldorf (41.675).
    Zum Vergleich: Vor zehn Jahren, in der Saison 2014/2015, lag der Besucherschnitt bei 17.675 Fans, vor fünf Jahren (2019/2020) auch "erst" bei 20.372.
    Janik Bachmann vom FC Schalke 04 jubelt mit seiner Mannschaft nach seinem Tor zum 4:2 gegen den SC Paderborn.
    Der FC Schalke zeigt die richtige Reaktion auf die jüngste Klatsche gegen Lautern. Beim Tabellenführer SC Paderborn überraschen die Knappen mit einem 4:2.09.12.2024 | 7:05 min

    Niveauvoller Fußball statt Grätschen und langer Bälle

    Auch spielerisch hat die zweite Liga nichts mehr mit der Zeit von vor zehn, 15 Jahren zu tun. Damals war die despektierlich "Unterhaus" genannte Spielklasse als "Klopperliga" verschrien. Tatsächlich hatten Grätschen und lange Bälle noch vor zwei Dekaden Hochkonjunktur in Liga zwei.
    Diese Zeiten sind lange vorbei. Stattdessen haben sich viele Zweitligisten One-touch-Fußball und eine attraktive auf Ballbesitz und Kurzpassspiel basierende Spielweise auf die Fahne geschrieben.
    Darunter Klubs wie der SC Paderborn, der Karlsruher SC oder die SV Elversberg, die vor der Saison kaum einer als Aufstiegs-Aspiranten auf dem Zettel hatte. Alle drei kompensieren individuelle Defizite mit taktisch anspruchsvollem Offensivfußball. Und haben damit Erfolg.
    Hamburgs Jean-Luc Dompe und Marvin Wanitzek vom Karlsruher SC kämpfen um den Ball.
    Mit Interimscoach Merlin Polzin läuft's beim Hamburger SV. Nach dem 3:1 im Top-Spiel gegen den KSC steht der HSV plötzlich auf Platz 2 - auch, weil die Konkurrenz mitspielt.02.12.2024 | 6:24 min

    Sport
    :Bundesliga

    Montags ab 0:00 Uhr hier alle Spiele und alle Tore der Fußball-Bundesliga. Zudem Zusammenfassungen ausgewählter Spiele der 2. Bundesliga.
    Bundesliga-Logo

    Whatsapp Logo
    Quelle: Reuters

    Sie wollen über Sport stets auf dem Laufenden bleiben? Dann ist unser sportstudio-WhatsApp-Channel genau das Richtige für Sie. Egal ob morgens zum Kaffee, mittags zum Lunch oder zum Feierabend - erhalten Sie die wichtigsten News direkt auf Ihr Smartphone. Melden Sie sich hier ganz einfach für unseren WhatsApp-Channel an: sportstudio-WhatsApp-Channel.

    Thema

    Bundesliga

    das aktuelle sportstudio

    2. Bundesliga - Highlights

    Sport-Dokus und -Stories

    Mehr Bundesliga