Niederlande - Polen: Wie es Xavi den Kritikern zeigen will
Niederlande gegen Polen:Wie es Xavi seinen Kritikern zeigen will
von Ullrich Kroemer, Leipzig
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Xavi Simons will der Welt zeigen, was er kann: Bei der EM 2024 könnte der 21-jährige Niederländer zum Hingucker avancieren. Trotz der Kritik von Bondscoach Ronald Koeman.
Bei der EM will er den Durchbruch schaffen: Xavi Simons.
Quelle: Imago / NurPhoto
Im 14. Anlauf hat es endlich geklappt. Xavi Simons rückte im Spiel gegen Island von der Spielmacherposition nach vorn zentral vors Tor und verwertete die Hereingabe seines Teamkollegen Denzel Dumfries ohne Probleme zum 1:0.
Der Auftakttreffer zum überzeugenden 4:0-Erfolg der Niederlande im letzten Test vor dem Start der Niederländer in Europameisterschaft an diesem Sonntag gegen Polen (15 Uhr) war Xavis erste Torbeteiligung im "Oranje"-Trikot überhaupt.
Der 21-Jährige setzte sich im Erling-Haaland-Stil im Meditations-Schneidersitz vor die Fans, um diesen Moment aufzusaugen. Zwar war es nur ein Test, doch für den Jungstar der "Elftal" war dieses Tor eine entscheidende Wegmarke.
Schließlich war das der Kern der so schroff geäußerten Kritik von Bondscoach Ronald Koeman gewesen, dass der Hochveranlagte zu viel für die Galerie spiele und am Ende zu wenig Zählbares dabei herauskomme. Nach einem 4:0 (!) gegen Schottland im Frühjahr hatte Koeman den Edeltechniker öffentlich angezählt.
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat auch den zweiten großen EM-Test bestanden. Das DFB-Team präsentierte sich in starker Form und bezwang die Niederlande mit 2:1. 27.03.2024 | 2:59 min
Koeman über Xavi: Zu viel Risiko, zu kompliziert
"Xavi ist zu viel Risiko in seinen Aktionen gegangen. Er war einer der Spieler, der einfach den Ball viel zu oft verloren hat", hatte der alte Haudegen Koeman gepoltert.
Ein klarer Seitenhieb auf die Spielphilosophie von RB Leipzig, bei der Ballverluste in bestimmten Zonen eingepreist sind, um dann ins Gegenpressing zu kommen und die Bälle zurückerobern.
Aus den Niederlanden hieß es damals, dass Koeman Xavi nur habe anstacheln wollen. Doch danach beim 1:2 gegen die deutsche Nationalelf saß der bis auf eine Spielminute zum Schluss nur auf der Bank.
Xavi mit guten Karten bei RB-Coach Rose
Nun hat es den Anschein, als habe der Dribbler mit dem tiefen Körperschwerpunkt nach seiner überragenden Premierensaison in der Bundesliga mit acht Toren und 13 Vorlagen bei RB Leipzig mehr Klarheit und Konsequenz gelernt.
Sein Vereinstrainer Marco Rose hat genau die richtige Ansprache gefunden, um den Hochveranlagten zu erreichen und machte ihn trotz seiner Jugend zum Mittelpunkt des Teams.
FC Bayern buhlt um Xavis Dienste
Mehr noch als der erfahrenere, aber häufig verletzte Dani Olmo prägte der im spanischen Alicante geborene Social-Media-Star das Spiel der Leipziger. Gerade buhlt unter anderem der FC Bayern heftig um Xavis Dienste.
Havertz oder Wirtz sind nur zwei der Spieler, die vor der EM im Dauereinsatz waren. Klopp und Koeman haben vor zu hohen Belastungen gewarnt, doch die UEFA stellt sich taub.
Xavi als Vorbild
Doch derzeit konzentriert sich Xavier Quentin Shay Simons, der gern einfach nur wie sein spielerisches Vorbild Xavi genannt werden will, jedoch voll auf die EM, bei der er seinen internationalen Durchbruch schaffen könnte. Bei der WM 2022 war er nur sieben Minuten zum Einsatz gekommen.
Nun hat er eine viel präsentere Rolle im Team inne. Wenn seine Kreativität gefragt ist, ist Xavi der Mann für die rechte Mittelfeldseite, wenn Schnelligkeit vonnöten ist, spielt Leverkusens Jeremie Frimpong.
Xavis Kopf so fit wie sein Körper
Doch Xavi ist nach diversen Stationen auch mental bereit für das nächste Level. "Als ich mit 16 nach Paris wechselte, war ich noch ein Kind. Ich musste lernen, dass die mentale Gesundheit ein ungeheuer wichtiger Teil des Fußballs ist", erzählt er in der von RB Leipzig produzierten Serie "My Game for my Country". Heute sei sein "Kopf ebenso fit wie mein Körper". Sein Mantra:
Mit positivem Mindset wolle er der "Welt zeigen, was ich kann". Und auch der Zwist mit Koeman scheint fürs Erste beigelegt. Versöhnlich sagt der Unterschiedsspieler: "Wir haben einen erfahrenen Coach, er weiß, was er tut."