Ultracycling: Kesenheimer siegt beim Transcontinental Race

    Ultracycling bis nach Istanbul:4.000 Kilometer in elf Tagen auf dem Rad

    von Susanne Rohlfing
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    Jana Kesenheimer war beim "Transcontinental Race" die schnellste Frau - nach mehr als 4.000 Kilometern mit dem Rad von Roubaix bis Istanbul. Was treibt sie zu dieser Leistung an?

    Zwei Teilnehmer des TCR 2024
    Erschöpfung, Überwindung, Hochgefühle: die deutschen Ultracycling-Athleten Jana Kesenheimer und Joschka Völkel beim TCR, dem härtesten Radrennen der Welt - über 4000 km ohne Hilfe.25.10.2024 | 43:29 min
    Nach 4.000 Kilometern, kurz vor dem Ziel in Istanbul, hätte eine Katze beinahe noch den großen Traum von Jana Kesenheimer platzen lassen. Sie sprang der 30-Jährigen unvermittelt vor das Fahrrad und sorgte für einen Sturz. Kesenheimer fluchte erst und weinte dann. Aber alles war heile geblieben, an ihr und an ihrem Fahrrad.
    Sie konnte auch die letzten Meter noch absolvieren und erreichte nach 4.008,61 Kilometern und nahezu 45.000 Höhenmetern in elf Tagen das Ziel des "Transcontinental Race" 2024. Als erste Frau.
    Jana Kesenheimer
    Adrenalien pur: Jana Kesenheimer stürzte kurz vor der Ziellinie.
    Quelle: ZDF

    Das Rennen, abgekürzt TCR, gilt als eines der härtesten der Ultracycling-Szene. Jana Kesenheimer hat sich dabei ebenso wie ihr Kollege Joschka Völkel von einem Filmteam begleiten lassen. Zu sehen ist das extreme Abenteuer der beiden bereits in der ZDF-Mediathek.

    Leidenschaft zum Rad in Innsbruck gefunden

    Kesenheimer stammt aus Baden-Württemberg und war schon immer sportlich, sie lief Marathons und absolvierte Triathlons. 2018 ging sie nach Innsbruck, um an der dortigen Universität ihren Doktor in Psychologie zu machen – und entdeckte, dass sie auf dem Rad eine talentierte Bergfahrerin ist.
    Wenn sie etwas mache, dann richtig, das sagt Kesenheimer in verschiedenen Interviews über sich selbst. Also stieg sie mit aller Energie in den Radsport ein und trainierte für den Ötztaler Radmarathon, der mit Start und Ziel in Sölden über mehr als 200 Kilometer und gut 5.000 Höhenmeter führt. Kesenheimers ehrgeiziger Plan: ein Platz in den Top-Ten der Frauen.
    Jana Kesenheimer
    Jana Kesenheimer wird zu Beginn des Rennens von Fans bejubelt.
    Quelle: ZDF

    Jana Kesenheimer
    Steiler Anstieg: Kesenheimer musste ihr Rad zeitweise schieben.
    Quelle: ZDF

    Doch es kam anders als geplant. Kurz vor dem Rennen stürzte die Psychologin im Training schwer, ihr Vorderrad hatte sich im Asphalt verkantet. Kesenheimers Kiefer war mehrfach gebrochen. Und erstaunlicherweise habe sie Erleichterung verspürt, den "Ötztaler" nicht fahren zu müssen, erzählt Kesenheimer im "The Red Bulletin", dem Magazin eines ihrer Sponsoren. Ihr sei nicht bewusst gewesen, wie viel Druck sie sich selbst wegen des Rennens gemacht habe.

    Ich bin erschrocken, dass dieser Freizeitsport so einen enormen Stellenwert für mich hat.

    Jana Kesenheimer

    Wechsel zum Ultracycling

    Danach schwenkte Kesenheimer auf das um, was ihr ohnehin am meisten Spaß macht: Lange Radtouren. Gern mit Gepäck. Aber das Wettkampf-Gen in ihrem Erbgut konnte sie nicht ausschalten. Und auch für diese Art des Radfahrens gibt es Wettbewerbe. Beim Ultracycling – das wohl bekannteste Rennen ist das "Race Across America" von der Westküste der USA zur Ostküste – radeln die Teilnehmer Tausende Kilometer mit Zigtausenden Höhenmetern und sind dabei ganz auf sich gestellt.

    Jana Kesenheimer in Aktion

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    Was sie unterwegs brauchen, transportieren sie auf dem Rad. Die Route müssen sie, abgesehen von vorgeschriebenen Stopps an bestimmten Checkpoints, selbstständig planen. Sie schlafen am Straßenrand oder in Hotels, die Profis essen auf dem Rad und putzen sich auch dort die Zähne. Hilfe von außen anzunehmen oder gar ein Stück weit eine Mitfahrgelegenheit zu nutzen, ist absolut verboten.
    Jana Kesenheimer
    Freudentränen: Kesenheimer hat sich ihren Lebenstraum erfüllt.
    Quelle: ZDF

    Kesenheimer von Beginn an erfolgreich

    Ihr Debüt im Ultracycling gab Kesenheimer beim "Three Peaks Bike Race" von Wien nach Nizza, sie wurde auf Anhieb Dritte und ein Jahr später siegte sie bei den Frauen und wurde insgesamt Fünfte. Kesenheimer machte sich schnell einen Namen in der Szene, heute gehört sie zu den weltbesten Frauen.
    Alpinist Simon Gietl begibt sich mit Kletterpartner Roger Schaeli mit "North 6" auf die wohl härteste Tour durch die Alpen
    Die Alpinisten Simon Gietl und Roger Schäli begeben sich mit "North 6" auf die wohl härteste Tour durch die Alpen: Geplant ist die Durchsteigung der sechs legendären Nordwände. 10.10.2021 | 7:29 min
    Vor dem Transcontinental Race hatte sie dennoch enormen Respekt, das Rennen war lange ihr großer Traum gewesen. Sie meisterte es dann bewundernswert souverän und schrieb anschließend auf Instagram: "Das Beste ist, dass mir dieses Rennen einen richtigen Selbstbewusstseins-Boost gegeben hat." Es sei ein großartiges Gefühl, "etwas komplett auf dich allein gestellt erreicht zu haben, das einst wie ein surreales und gigantisches Ziel gewirkt hat."

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    Quelle: Reuters

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