Vor Handball-EM: DHB feilt gegen Portugal am Mittelblock
Testspiele vor Handball-EM:Gislason feilt am Abwehr-Mittelblock
von Erik Eggers
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In der Abgeschiedenheit Brunsbüttels bereiten sich die deutschen Handballer auf die EM vor. Im Fokus steht vor den Testspielen gegen Portugal der Feinschliff für den Mittelblock.
Der Göppinger Sebastian Heymann solll zur Stabilisierung des Mittelblocks der deutschen Handball-Nationalmannschaft bei der Heim-EM beitragen.
Quelle: dpa
In knapp einer Woche wird es bei der Handball-EM im eigenen Land ernst für die deutsche Mannschaft. Dafür haben die Verantwortlichen des Deutschen Handballbundes (DHB) Trainer Alfred Gislason und seinen Spielern Ruhe und eine beschauliche Atmosphäre für die Vorbereitung verordnet.
Vor allem mit der abgeschiedenen Lage begründet DHB-Sportvorstand Axel Kromer also die Wahl Brunsbüttels, in dem gut 13.000 Menschen leben, als Standort des letzten Lehrgangs vor dem großen Sportspektakel.
Brunsbüttel als Kontrast zum EM-Eröffnungsspektakel
Gelegen im äußersten Südwesten Schleswig-Holsteins, ist die Schleusenstadt tatsächlich ein radikaler Gegenentwurf zu dem Ballyhoo, der die deutschen Handballer am 10. Januar beim EM-Eröffnungsspiel in Düsseldorf (ab 20.15 Uhr live im ZDF) erwartet. Dann werden rund 54.000 Fans in die Fußballarena mit geschlossenem Dach strömen - die Einwohner Brunsbüttels würden also viermal in das Stadion passen.
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Bevor die Auswahl von Bundestrainer Gislason kommenden Sonntag nach Köln umzieht, wird sie ihren aktuellen Leistungsstand in zwei Testspielen gegen das starke Portugal nachweisen. Zunächst am Donnerstag (16 Uhr, ARD) in Flensburg, der Geburtsstadt des jungen Spielmachers Juri Knorr. Zur Generalprobe kommt es dann am Samstag in Kiel (18 Uhr, ARD).
Entlastung für Golla und Köster gefragt
In sportlicher Hinsicht dürfte sich der Bundestrainer insbesondere auf die Organisation der zentralen Abwehr konzentrieren. Im Mittelblock steht ihm mit Kapitän Johannes Golla (SG Flensburg-Handewitt) und Julian Köster (VfL Gummersbach) zwar ein eingespieltes Duo zur Verfügung. Aber im schwersten Turnier, das der Welthandball kennt, brauchen sie dort Entlastung - zumal insbesondere Golla auch im Angriff benötigt wird.
EM-Aufgebot der deutschen Handball-Nationalmannschaft:
David Späth (Rhein-Neckar Löwen), Andreas Wolff (Industria Kielce)
Sebastian Heymann (Frisch Auf Göppingen), Martin Hanne (TSV Hannover-Burgdorf), Julian Köster (VfL Gummersbach), Philipp Weber (SC Magdeburg) Rückraum Mitte: Juri Knorr (Rhein-Neckar Löwen), Nils Lichtlein (Füchse Berlin)
Kai Häfner (TVB Stuttgart), Renars Uscins (TSV Hannover-Burgdorf)
Ursprünglich hatte Gislason geplant, mit Marian Michalczik und Justus Fischer das ebenfalls gut eingespielte Duo von der TSV Hannover-Burgdorf einzusetzen. Das hätte zudem den Vorteil mit sich gebracht, dass diese beiden Profis auch im Angriff als Achse herausragend harmonieren. Aber Michalczik meldete sich nach dem ersten Lehrgang mit einer Muskelverletzung ab und fällt nun für die EM aus - ein schwerer Rückschlag.
Handball-EM im ZDF:
ARD und ZDF übertragen alle EM-Spiele des deutschen Teams - im TV und online. Viele weitere EM-Spiele sind in Livestreams in den Mediatheken der beiden Sender zu sehen, dazu Zusammenfassungen ausgewählter Partien.
Das Halbfinale live auf sportstudio.de:
Frankreich - Schweden, Freitag, 17:45 Uhr
Dänemark - Deutschland, Freitag, 20:30 Uhr
"Wir haben immer noch vier Mittelblock-Spieler“, sagt Gislason zwar trotzig. Aber der vierte Mann in diesem Quartett, der Göppinger Sebastian Heymann, der nach langer Verletzungspause wieder in Form gekommen ist, hat in der Nationalmannschaft noch nie mit dem Youngster Fischer (zwei Länderspiele) in der zentralen Abwehr gespielt.
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Man werde zunächst nicht nachnominieren, erklärte Gislason. Es bleibt also bei 18 Profis. Welchen 16 Spielern er dann für das schwere Auftaktspiel gegen die Schweiz und die folgenden Aufgaben gegen Nordmazedonien (14.Januar live im ZDF) und Frankreich (16.1.) vertraut, muss er 24 Stunden vor Anpfiff entscheiden. Potenzieller Nachrücker im Mittelblock dürfte mit dem Leipziger Simon Ernst ein Europameister von 2016 sein.
Weber in Magdeburg zuletzt lediglich zweite Wahl
Der Ausfall von Michalczik verändert auch die Statik des deutschen Angriffs. Als Backup des Spielmachers Knorr rückt nun der Magdeburger Philipp Weber in den Vordergrund. Der Rechtshänder habe als Mittelmann eine starke WM 2021 in Ägypten gespielt, sagte der Bundestrainer. Das ist wohl richtig. Allerdings spielte Weber in seinem Klub zuletzt vorwiegend auf der halblinken Position - und war dort zudem nur zweite Wahl.
Die alles überragende Figur ist Spielmacher Andy Schmid, der in der Bundesliga fünf Mal in Folge zum MVP gewählt wurde und die Rhein Neckar-Löwen zwei Mal zur Meisterschaft führte. Ihm zur Seite steht Manuel Zehnder (ThSV Eisenach), derzeit bester Torschütze der Handball-Bundesliga.
Und er wird unterstützt von zahlreichen Bundesligaprofis, darunter der Halblinke Lenny Rubin (Wetzlar), Kreisläufer Lucas Meister (Magdeburg) oder Flügel Maximilian Gerbl (Hannover).
Da Nordmazedoniens Legende Kiril Lazarov die Karriere beendet hat, ist Neuaufbau angesagt. Die bekanntesten Namen sind die Rückraumspieler Filip Taleski, der früher bei den Löwen unter Vertrag war, und Filip Kuzmanovski (Hannover).
Amtierender Olympiasieger und Rekordweltmeister. Nikola Karabatic, inzwischen 39 Jahre alt ist, hat seine beste Zeit zwar hinter sich, ist aber insbesondere in der Deckung immer noch stark.
Absolutes Topniveau repräsentieren vor allem die beiden Rückraum-Linkshänder Denim Remili und Dika Mem, die beide in der Champions League spielen, außerdem der Kreisläufer Ludovic Fabregas.
Insofern steigen die EM-Chancen des Berliner Linkshänders Nils Lichtlein, der wie Torhüter David Späth, Renars Uscins und Fischer zu den frischgebackenen Junioren-Weltmeistern gehört. Lichtlein wie Weber sind jedoch - anders als der fehlende Michalczik - in der Defensive wenig zu gebrauchen. Das schränkt die taktischen Möglichkeiten des Bundestrainers enorm ein.
Jedenfalls haben Gislason und die Mannschaft in den finalen Tagen vor dem Großevent noch mehr Feinschliff vor sich als ursprünglich geplant. Die nötige Ruhe dafür immerhin ist gegeben in Brunsbüttel, der abgeschiedenen Kleinstadt an der Elbe.