Special Olympics: Meilensteine auf dem Weg nach Berlin
Special Olympics World Games:Meilensteine auf dem Weg nach Berlin
von Torsten Haselbauer
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Die Special Olympics World Games sind eine Erfolgsgeschichte. Die Herausforderung könnte werden, den Inklusionsgedanken mit dem Wettbewerbscharakter weiter in Einklang zu halten.
Vorstellung der Fackel für die Special Olympics World Games in Berlin
Quelle: dpa
Alles begann mit einem Sommercamp für Kinder und Jugendliche. Genauer im Jahr 1962 im Garten von Eunice Kennedy Shriver auf ihrer Farm in Maryland/USA. Ihre Schwester Rosemary konnte aufgrund einer geistigen Beeinträchtigung nicht wie andere Kinder Sportarten erlernen und betreiben. Deshalb initiierte Kennedy Shriver das sportliche Sommercamp für junge Menschen mit geistiger Behinderung.
Das "Camp Shriver" ist der Beginn einer außergewöhnlichen und längst globalen sportlichen Erfolgsgeschichte, die nun erstmals in Deutschland fortgeschrieben wird. In zehn Tagen, am 17. Juni, starten die Weltspiele in Berlin. "Die inklusive Orientierung spielte von Anfang an eine wichtige Rolle", erklärt Florian Kiuppis gegenüber ZDFheute.
Der 47-jährige Professor für Theorie, Konzepte und Methoden der Heilpädagogik an der Universität Freiburg sieht die "Special Olympics World Games" in der deutschen Hauptstadt als einen weiteren und vor allem "neuen Meilenstein" in der Geschichte der Spiele für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung.
Die Special Olympics World Games finden erstmals in Deutschland statt. Highlights und Hintergründe zur weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung.
Special Olympics: Aus den USA in die ganze Welt
Blättert man in den Geschichtsbüchern der Spiele, beeindruckt die rasante sportliche, gesellschaftliche und nunmehr auch mediale Entwicklung, die die Spiele seit der ersten Austragung 1968 in Chicago mit damals 1.000 Teilnehmern zurückgelegt haben.
Fanden die Spiele anfangs noch ausschließlich in den USA statt, haben sie mittlerweile Austragungsorte in Europa sowie in den arabischen und asiatischen Ländern für sich entdeckt. 2003 richtete etwa das irische Dublin die Spiele aus, mit über 6.500 Athleten aus 150 Nationen.
Es werden in den 26 Sportarten über 130 Medaillen vergeben.
Diese Sportarten werden von geistig oder mehrfach Behinderten selbstständig ausgeführt:
Badminton
Basketball
Basketball 3x3
Boccia
Bowling
Freiwasserschwimmen
Fußball
Futsal
Golf
Gerätturnen
Handball
Hockey
Judo
Kraftdreikampf
Kanu
Leichtathletik
Radsport
Reiten
Rhythmische Sportgymnastik
Roller Skating
Schwimmen
Tennis
Tischtennis
Diese Sportarten werden (auch) zusammen mit Unified Athletes ausgeführt:
Badminton
Basketball
Basketball 3x3
Beachvolleyball
Boccia
Bowling
Freiwasserschwimmen
Fußball
Futsal
Golf
Handball
Kanu
Segeln
Tennis
Tischtennis
Volleyball
Vor vier Jahren begrüßte Abu Dhabi/Vereinigte Arabische Emirate insgesamt 7.287 Athleten aus 190 Nationen. Jetzt, in Berlin, sind die Zahlen ähnlich beeindruckend: 7.000 Sportler und Sportlerinnen aus 190 Nationen treten in 26 Sportarten an. Deutschland stellt mit 415 Athletinnen und Athleten das größte Team.
Professionalisierung als Dilemma?
Doch Kiuppis sieht ein grenzenloses Wachstum der Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung auch kritisch:
Wie also kann die Gleichzeitigkeit von Wettkampforientierung und inklusiver Ausrichtung besser gelingen? Darüber forscht der Freiburger Professor aktuell. Ziemlich schwierig sei das bei einem mittlerweile Mega Event, gibt Kiuppis eine vorläufige Antwort.
Florian Kiuppis
Quelle: Florian Kiuppis
"Freundschaft und Respekt" versus sportlicher Leistungsideologie?
Die "Special Olympics World Games" haben sich gerade in dem vergangen Jahrzehnt stark professionalisiert. Beispielhaft nennt der Professor das globale Medieninteresse oder das aufwändige Akkreditierungsverfahren für Journalisten. Und zwischen all dem steckt der Athlet mit intellektueller Behinderung.
Die Werte "Freundschaft und Respekt" hätten nach wie vor eine große Bedeutung für die Special Olympics. Sie seien noch nicht vollends - und zum Glück - von der sportlichen Leistungsideologie abgelöst, so Kiuppis. Die Frage ist aber: Wie lange noch?
Elf Medienunternehmen haben sich zur Berichterstattung zusammengeschlossen. ARD, ZDF, Sky, Sport1, RTL, Prosieben/Sat1, Prime Video, Meta, DAZN, Bild sowie die Deutsche Telekom wollen die Special Olympics (17. bis 25. Juni) begleiten.
"Ich glaube, es ist ein Auftakt in der deutschen Wahrnehmung", sagte ZDF-Sportchef Yorck Polus bei einer Pressekonferenz in Berlin.
Die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie 13 Sportarten werden live übertragen. Von den übrigen 13 Sportarten gibt es Zusammenfassungen. Die Eröffnungszeremonie am 17. Juni im Berliner Olympiastadion wird live im rbb, bei Sky und auf sportdeutschland.tv im Internet gezeigt.