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European Games:Skispringen bald bei Sommer-Olympia?
von Lars Becker
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Skispringen ist als winterlicher Exot Teil der European Games in Polen. Eine überraschende Premiere mit ernstem Hintergrund.
In Hinzenbach/Österreich hat Sommerskispringen Tradition. Hier Karl Geiger beim Grand Prix im September 2022.
Quelle: Imago/GEPAxpictures/Christian Moser
Teqball, Padel oder Muay Thai - offen für neue Sportarten sind sie bei den derzeit laufenden European Games zweifellos. Der verrückteste Gast in diesem europäischen Sommersport-Festival mit insgesamt 29 Disziplinen ist jedoch zweifellos das Skispringen.
Skispingen hat in Polen Kultstatus
Natürlich hat bei der Aufnahme des traditionellen Wintersports eine wichtige Rolle gespielt, dass die Flieger im Gastgeberland Polen Heldenstatus genießen. Der jeweils dreimalige Olympiasieger und Vierschanzentourneesieger Kamil Stoch beispielsweise genießt in Deutschlands Nachbarland eine ähnliche Popularität wie Fußball-Weltstar Robert Lewandowski. Aber das ist nicht der einzige Grund.
Deshalb, so Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher, "sind die European Games die perfekte Werbung für Skispringen als Ganzjahressport". Und das hat durchaus einen ernsteren Hintergrund.
Klimawandel bringt Wintersport in Gefahr
Der 23 Jahre alte Team-Olympia-Dritte Constantin Schmid spielt mit dieser Aussage auf den Klimawandel an, der den gesamten Wintersport in Gefahr bringt. Die Skispringer bemühen sich daher schon längere Zeit, sich als Ganzjahressportart zu präsentieren.
Das ist tatsächlich kein Etikettenschwindel, denn "gute Skispringer werden schon immer im Sommer gemacht", sagt Horngacher. Damit ist nicht nur das Grundlagentraining gemeint: Mindestens 500 Trainingssprünge werden von den Topathleten in den schneefreien Monaten absolviert, dagegen nur etwa 150 im Winter auf Schnee.
Welchen Umfang haben die Europaspiele?
29 Sportarten, darunter 22 olympische. In 18 davon geht es unter anderem um die Olympia-Qualifikation. Die von den Europäischen Olympischen Komitees (EOK) organisierten Europaspiele sind nicht zu verwechseln mit den European Championships, bei denen es ausschließlich um Europameisterschaften geht.
Wo werden EM-Titel vergeben?
Badminton, Fechten, Judo, Kanu (Slalom, Sprint), Leichtathletik (Team-EM/23., 24., 25. Juni im ZDF-Livestream), Moderner Fünfkampf, BMX, Mountainbike-Cross-Country, Synchronschwimmen, Wasserspringen, Taekwondo, Tischtennis, Triathlon.
Welche Sportarten gibt's außerdem?
Mattenskispringen, 3x3-Basketball, Beachhandball, Beachsoccer, Bogenschießen, Boxen, Breaking, Karate, Kickboxen, Muaythai, Padel, 7er-Rugby, Sportklettern, Sportschießen,Teqball.
Wer nimmt teil?
Rund 7.000 Athleten aus 48 Nationen, Russen und Belarussen sind ausgeschlossen.
Team D schickt 287 Athleten zu den Spielen nach Polen. Bekannteste Gesichter sind die Tischtennis-Stars Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov, Kanuslalom-Olympiasiegerin Ricarda Funk und die dreifache Skisprung-Weltmeisterin Katharina Schmid (früher Althaus).
29 Sportarten, darunter 22 olympische. In 18 davon geht es unter anderem um die Olympia-Qualifikation. Die von den Europäischen Olympischen Komitees (EOK) organisierten Europaspiele sind nicht zu verwechseln mit den European Championships, bei denen es ausschließlich um Europameisterschaften geht.
Wo werden EM-Titel vergeben?
Badminton, Fechten, Judo, Kanu (Slalom, Sprint), Leichtathletik (Team-EM/23., 24., 25. Juni im ZDF-Livestream), Moderner Fünfkampf, BMX, Mountainbike-Cross-Country, Synchronschwimmen, Wasserspringen, Taekwondo, Tischtennis, Triathlon.
Welche Sportarten gibt's außerdem?
Mattenskispringen, 3x3-Basketball, Beachhandball, Beachsoccer, Bogenschießen, Boxen, Breaking, Karate, Kickboxen, Muaythai, Padel, 7er-Rugby, Sportklettern, Sportschießen,Teqball.
Wer nimmt teil?
Rund 7.000 Athleten aus 48 Nationen, Russen und Belarussen sind ausgeschlossen.
Team D schickt 287 Athleten zu den Spielen nach Polen. Bekannteste Gesichter sind die Tischtennis-Stars Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov, Kanuslalom-Olympiasiegerin Ricarda Funk und die dreifache Skisprung-Weltmeisterin Katharina Schmid (früher Althaus).
Skispringen bei Sommer-Olympia eine Lösung
Seit inzwischen fast drei Jahrzehnten gibt es mit dem Sommer-Grand-Prix eine Wettkampfserie, bei der sich die besten Skispringer der Welt messen. Die Topflieger landen dabei auf mit Wasser benetzten Kunststoffmatten, die einst von DDR-Nationaltrainer Hans Renner erfunden wurden.
So wird es jetzt auch bei den insgesamt fünf Skisprung-Entscheidungen der European Games (je zwei Einzelwettbewerbe für Männer und Frauen plus ein Mixedspringen) auf den Schanzen in Zakopane der Fall sein.
Das Event könnte auch ein Testlauf dafür sein, ob Skispringen künftig sogar ins Programm der Olympischen Sommerspiele wechseln könnte.
Selbst die sonst oft weltfremd wirkenden "alten Männer" des IOC sehen diese Gefahr. Die Vergabe der Olympischen Winterspiele 2030 wurde um ein Jahr nach hinten verlegt, um die Daten über die Auswirkungen des Klimawandels auf den Wintersport noch besser analysieren zu können.
Zukunft des Skispringens ist gesichert
Die Skispringer sind für eine Zukunft ohne Schnee jedenfalls bestens gerüstet. Im vergangenen Winter ging der Weltcup-Auftakt im polnischen Wisla schon auf Matten über die Bühne. Und Constantin Schmid kann sich nicht nur theoretisch vorstellen, dass sein Sport irgendwann Teil von Sommer-Olympia wird.
"Wir springen im Sommer das exakt gleiche Material wie im Winter. Und wir haben durch die Keramikspur im Anlauf und die Kunststoffmatten im Aufsprung eine ganz andere Zukunftssicherheit als beispielsweise die Alpinen. Die können bei einer Abfahrt nicht einen riesigen Grashang runterfahren", sagt der 23-Jährige.
Aus dem "verrückten" Gast-Status des traditionellen Wintersports Skispringen bei Sommersport-Events könnte perspektivisch also durchaus mehr werden.
Als "erstes Highlight der Saison mit olympischem Flair" beschreibt Frauen-Bundestrainer Maximilian Mechler die European Games. In seinem Aufgebot stehen mit der frisch verheirateten Rekord-Weltmeisterin Katharina Althaus-Schmid und Selina Freitag absolute Mitfavoritinnen. Auch im Mixed-Teamspringen ist Deutschland wegen seiner Frauen-Power Medaillenanwärter.
Bei den Männern ist das von Constantin Schmid angeführte deutsche Youngster-Quartett nur Außenseiter. Nationen wie Polen, Slowenien, Österreich oder Norwegen schicken viele ihrer Stars ins Rennen. Die deutschen Topflieger Karl Geiger, Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler setzen andere Prioritäten und testen im Windkanal in Stockholm Innovationen für die anstehenden größeren Material-Veränderungen im kommenden Winter. Bei den European Games wird noch nach den Material-Regeln der vergangenen Saison gesprungen.
Bei den Männern ist das von Constantin Schmid angeführte deutsche Youngster-Quartett nur Außenseiter. Nationen wie Polen, Slowenien, Österreich oder Norwegen schicken viele ihrer Stars ins Rennen. Die deutschen Topflieger Karl Geiger, Andreas Wellinger und Markus Eisenbichler setzen andere Prioritäten und testen im Windkanal in Stockholm Innovationen für die anstehenden größeren Material-Veränderungen im kommenden Winter. Bei den European Games wird noch nach den Material-Regeln der vergangenen Saison gesprungen.
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