Olympia: Weikert hofft auf Schub für deutsche Bewerbung

    Olympia 2024:Weikert hofft auf Schub für deutsche Bewerbung

    von Susanne Rohlfing
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    Erfolgreiche Sommerspiele in Paris könnten nach Ansicht des DOSB-Präsidenten Weikert die Akzeptanz für das Großevent steigern, er hofft auf ein Comeback des olympischen Geistes.

    das aktuelle sportstudio
    Sehen Sie hier das "das aktuelle sportstudio" vom 20. Juli 2024.20.07.2024 | 56:33 min
    Der Präsident ist aufgeregt, die Hockeyspielerin, die Weitspringerin und der Sprinter dagegen strahlen knapp eine Woche vor der Eröffnung der Olympischen Spiele von Paris Gelassenheit aus. "Ich bin nicht entspannt, ich bin nervös", gestand Thomas Weikert, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am Samstag im "aktuellen sportstudio".
    Seine Gedanken kreisten um die ungewöhnliche Eröffnungsfeier auf der Seine, die 211 deutschen Athletinnen und 216 deutschen Athleten, deren mögliches Abschneiden und was das alles fürs große Ganze bedeutet, für den olympischen Sport in Deutschland.

    Geist der olympischen Spiele wieder spürbar

    Weikert hofft auf "mindestens das Ergebnis der letzten Spiele, vielleicht ein bissel besser". 37 Medaillen gewannen deutsche Sportlerinnen und Sportler vor drei Jahren in Tokio, es war die schlechteste Ausbeute seit der Wiedervereinigung.
    Tokio waren zudem keine Vorzeige-Spiele, die Corona-Pandemie sorgte für ganz eigene Bedingungen: keine Zuschauer, strenge Regeln, wenig Flair. In Paris, den ersten Olympischen Spielen in Europa seit London 2012, soll nun der olympische Geist wieder deutlicher zu spüren sein.
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    Und er soll, so erhofft es sich Weikert, einziehen in die Gemüter der in weiten Teilen olympiakritischen deutschen Bevölkerung, die mögliche Bewerbungen um die Ausrichtung Olympischer Spiele zuletzt mehrfach in Bürgerentscheiden abgelehnt hat. Für 2036 oder 2040 plant der DOSB einen neuerlichen Anlauf, Berlin, Hamburg, Leipzig, München und die Region Rhein-Ruhr kommen als mögliche Ausrichter infrage.

    Erfolgreiche Spiele in Paris können unseren Olympia-Plänen Rückenwind verleihen.

    Thomas Weikert, Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes

    Paris ist nah, daher werden sich viele deutsche Fans auf den Weg machen, um die Wettbewerbe hautnah zu erleben. Und der DOSB gibt sich alle Mühe, ihnen tolle Erlebnisse zu ermöglichen: Im Rugbystadion Jean Bouin wird es erstmals eine an das Deutsche Haus angegliederte Fan-Zone geben. "Für uns ist es sehr wichtig, wieder Olympische Spiele in einem demokratischen Land zu haben und noch dazu in der Nähe", sagte Weikert.

    Oruz: "Ein ganz besonderes Gefühl"

    Vom olympischen Geist schwärmte am Samstag auch Hockey-Nationalspielerin Selin Oruz. Die 27-Jährige vom Düsseldorfer HC wird in Paris zum dritten Mal dabei sein. 2016 in Rio gewann sie als 19-Jährige bereits Bronze mit den deutschen Hockey-Frauen.
    Sie beschrieb es als "ein ganz besonderes Gefühl, eine riesen Ehre, sein Land repräsentieren zu dürfen" und freut sich nach den kontaktarmen Spielen von Tokio besonders darauf, "dass wir uns wieder begegnen dürfen". Sportlich stapelte die Ärztin, die Sport und Studium auf bewundernswerte Art parallel gemeistert hat, tief.

    Wir wollen erstmal die K.o.-Phase erreichen, dann ist alles möglich.

    Selin Oruz, Hockey-Nationalspielerin

    Weitspringerin Assani hofft auf Einzug ins Finale

    Auch Weitspringerin Mikaelle Assani lehnte sich nicht allzu weit aus dem Fenster. Von einer Medaille träume jeder, der bei Olympia startet, sagte die 21 Jahre alte EM-Vierte.
    Realistisch gesehen gehe es für sie aber erstmal um den Einzug ins Finale. Und um die sieben Meter. Mit 6,91 Metern hat sie bei der EM in Rom an der magischen Weitsprung-Marke der Frauen gekratzt.

    Ich hoffe natürlich, dass die sieben Meter dieses Jahr noch fallen, optimalerweise bei den Spielen.

    Mikaelle Assani, Weitspringerin

    Damit könnte sie noch näher an Titelverteidigerin Malaika Mihambo heranrücken, einst Assanis Idol und heute ihre Freundin.
    Und sie könnte ihrem Trainer Udo Metzler lackierte Fingernägel verpassen, denn das ist sein Einsatz bei einer Sieben-Meter-Wette. "Ich bin schon seit einem Jahr dran und überlege mir, was gut aussehen würde", sagte Assani: "Ich habe richtig Bock auf so Punkte und Sternchen."
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    Magische Marke für Sprinter Ansah

    Sprinter Owen Ansah hat die magische Marke seines Sports seit kurzem in der Tasche. Bei den nationalen Titelkämpfen in Braunschweig blieb der 23-Jährige in 9,99 Sekunden als erster Deutscher über 100 Meter unter zehn Sekunden.
    Seine Erklärung: Er hatte sich die Neun in sein Autokennzeichen eingebaut. "Ich steige jeden Tag ins Auto, um ins Training zu fahren und sehe das Kennzeichen, das hat mich motiviert", sagte er. Und nun, in Paris? "Locker bleiben", sagte Ansah: "Viel singen, viel tanzen, mein Ding machen."
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