Olympia 2024: Das Team der DFB-Frauen wie eine Wundertüte

    Auftakt gegen Australien:DFB-Frauen: Olympia-Mission mit Handicaps

    von Frank Hellmann
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    Horst Hrubesch geht mit den deutschen Fußballerinnen bei Olympia auf Abschiedstour. Für eine Medaille muss bei einem Team, das wie eine Wundertüte wirkt, alles passen.

    Alexandra Popp, Marina Hegering, Merle Frohms, Sara Doorsoun (von links).
    Die DFB-Frauen treffen heute Abend auf Australien. Noch ist unklar, wer für Deutschland im Tor stehen wird. Die Spielerinnen wissen allerdings schon Bescheid.25.07.2024 | 1:29 min
    Wenn Horst Hrubesch nun im Stade Vélodrome von Marseille die Nationalhymne zum ersten Gruppenspiel der DFB-Frauen gegen Australien (Donnerstag, 19 Uhr, live im ZDF) hört, dann dürfte das Fußball-Idol eine Mischung aus Stolz, Glück und Genugtuung übermannen. Im Grunde hat der 73-Jährige ja nur deshalb ein zweites Mal als Bundestrainer beim Frauen-Nationalteam ausgeholfen, um den Geist der Olympischen Spiele zu spüren.
    Als der HSV-Nachwuchschef vor zehn Monaten auf dem DFB-Campus als Übergangslösung präsentiert wurde, war gerade bei der WM 2023 in Australien viel in die Brüche gegangen. Hrubesch packte an, um aufgerissene Gräben zu schließen, denn ihn reizte das Ziel der Reise: "Ich würde Olympia gerne noch einmal machen."
    Horst Hrubesch | Frauenfußball-Bundestrainer
    Bundestrainer Horst Hrubesch spricht über die kommende Olympia-Teilnahme und die Erwartungen des Teams. Vor dem Auftaktspiel gegen Australien zeigt sich der Trainer zuversichtlich.22.07.2024 | 5:03 min

    Olympia-Turnier: Anderes Setting als bei EM oder WM

    Nun geht’s für die DFB-Frauen gegen den damaligen Gastgeber und WM-Vierten Australien los. Die weiteren Gruppengegner sind Rekord-Olympiasieger USA (Sonntag, 21 Uhr, im Livestream) in Marseille und Außenseiter Sambia (Mittwoch, 31. Juli, 19 Uhr, im Livestream) in Saint-Étienne. Dieses Turnier tickt anders als eine EM oder WM. Der Kader ist kleiner, der Zeitplan enger, das Setting spartanischer. Was gut zum bodenständigen Charakter Hrubeschs passt.
    Um sich den Traum vom Finale zu erfüllen, braucht es nach dem Ausfall von Lena Oberdorf (Kreuz- und Innenbandriss) einen kollektiven Kraftakt. Im Grunde ist die Lücke kaum zu schließen, weiß auch Kapitänin Alexandra Popp: "Das ist ein herber Verlust und tut extrem weh."
    Lena Oberdorf
    Schock für Lena Oberdorf: Die 22-Jährige erlitt im EM-Qualispiel gegen Österreich eine schwere Knieverletzung. Damit fehlt sie den DFB-Frauen bei den Olympischen Spielen in Paris.17.07.2024 | 0:47 min
    Gleichwohl erkennt die 33-Jährige in der Absenz auch eine Chance, "wenn wir als Mannschaft näher zusammenrücken, kann das vielleicht sogar ein Vorteil werden." Die Torjägerin vom VfL Wolfsburg hat ein neues Motto ausgemacht: "Wir für Obi!" Sehr wahrscheinlich wird die Anführerin selbst die Planstelle im defensiven Mittelfeld besetzen, weil sich insbesondere Lea Schüller vorne prächtig entwickelt hat.

    Popp könnte auf Oberdorfs Position rücken

    Die Stürmerin vom FC Bayern glänzte bei der stimmungsvollen Generalprobe in Hannover vor fast 44.000 Fans gegen Österreich (4:0) als Doppeltorschützin. Auf den Flügeln sind Klara Bühl (FC Bayern) und Jule Brand (VfL Wolfsburg) gesetzt.

    Wenn Horst das Gefühl hat, mich auf die Sechs zu stellen und dann die anderen Flitzer da vorne spielen zu lassen, dann ist das so.

    Alexandra Popp

    Alternativen wären ansonsten Elisa Senß (Eintracht Frankfurt), Sjoeke Nüsken (FC Chelsea) oder die nachnominierte Janina Minge (VfL Wolfsburg).

    DFB-Frauen peilen Medaille an
    :Popp führt Hrubeschs Olympia-Kader an

    Mit Rio-Siegerin Alexandra Popp an der Spitze starten die deutschen Fußballerinnen in ihre Medaillenmission: Die Kapitänin führt die DFB-Auswahl zu Olympia nach Paris.
    Horst Hrubesch und Alexandra Popp

    Hegering: "Bin voll dabei"

    Bei der verletzungsanfälligen Marina Hegering (Wolfsburg) war lange nicht klar, ob die Abwehrchefin mitmachen kann, die in den letzten EM-Qualifikationspartien im Juli noch geschont wurde. "Mir geht es gut, ich bin voll dabei", berichtete die 34-Jährige nun in Marseille. Ansonsten wäre Bibiane Schulze Solano (Athletic Bilbao) ein guter Ersatz mit Entwicklungspotenzial.
    Die DFB-Frauen treten ein bisschen als Wundertüte an. Nach der begeisternden EM 2022 in England folgten die ernüchternden Auftritte bei der WM 2023 in Australien. Und auch unter Hrubesch blieb die Schwankungsbreite groß. Der Gala gegen Österreich (4:0) stand zuletzt die Blamage gegen Island (0:3) gegenüber - alles binnen vier Tagen.
    Konstanz ist immer noch ein Fremdwort für ein Ensemble, das sich gedanklich auf einige Gegenwehr einstellen muss.
    Sandra Maria Jessen (r) aus Island gegen Jule Brand (M) aus Deutschland.
    Der vorletzte Olympia-Test für die DFB-Frauen geht mit einem 0:3 auf Island daneben. Die wichtigsten Szenen mit dem Live-Kommentar von Claudia Neumann.12.07.2024 | 8:12 min

    Eins wird alle Gegner auszeichnen, sie sind alle körperlich stark.

    Horst Hrubesch

    Popp: "Es gibt nichts Größeres"

    Immerhin kennt sich der Mann bei einer solchen Mission mit Handikaps ja aus: Vor acht Jahren hatte er bei den Männern große Schwierigkeiten, einen Kader zusammenzustellen. "Zum Turnier waren wir froh, dass überhaupt 18 Spieler nach Brasilien mitgeflogen sind. Dann hat sich Leon Goretzka gleich im ersten Spiel verletzt, so dass wir mit 17 Mann zu Ende gespielt haben", erinnert sich der Hrubesch-Vertraute Thomas Nörenberg.
    Doch diese Gruppe holte am Ende in Rio 2016 sogar Silber, während Silvia Neid bei ihrem Abschied Gold mit den Frauen gewann. Popp erinnert sich als letzte übergebliebene Akteurin (Kathrin Hendrich war 2016 nur auf Abruf dabei) gerne: "Es gibt nichts Größeres."

    1996 in Atlanta wurde zum ersten Mal in der olympischen Geschichte ein Frauen-Fußballturnier ausgetragen. Dort landete die deutsche Auswahl in ihrer Gruppe hinter Norwegen und Brasilien auf Platz drei und schied aus. In Sydney (2000), Athen (2004) und Peking (2008) holte Deutschland jeweils Bronze.

    Für die Spiele 2012 hatte sich das deutsche Team nicht qualifiziert. Vier Jahre später in Rio de Janeiro holte das Ensemble von Silvia Neid durch ein 2:1 im Finale gegen Schweden erstmals die Goldmedaille. Die Olympischen Spiele 2021 verpassten die Frauen durch das WM-Viertelfinal-Aus 2019 in Frankreich.

    Das olympische Fußballturnier in Frankreich wird erneut mit zwölf Teams ausgetragen, die sich auf drei Vierergruppen verteilen.

    Gruppe A: Frankreich, Kolumbien, Kanada, Neuseeland
    Gruppe B: USA, Sambia, Deutschland, Australien
    Gruppe C: Spanien, Japan, Nigeria, Brasilien
     
    Die Sieger und Zweitplatzierten der drei Gruppen sowie die zwei besten Gruppendritten sind direkt fürs Viertelfinale qualifiziert. Die Medaillen werden am 9. August (Spiel um Platz drei für Bronze in Lyon) und am 10. August (Finale um Gold im Pariser Prinzenpark) vergeben.

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