Deutschlands Gegner kommt mit zwei der besten NBA-Stars: dem stets gehypten Victor Wembanyama und dem oft verkannten Rudy Gobert – der eine verstörende Geschichte zu erzählen hat.
Rudy Gobert (l) und Victor Wembanyama sind die Stars des französischen Basketball-Teams.
Quelle: AFP
Im April schrieb Rudy Gobert einen Beitrag für das Portal "Players’ Tribune". Er sei ja normalerweise eher zurückhaltend mit persönlichen Einblicken, so der Basketballer der Minnesota Timberwolves, der diese Saison ein viertes Mal zum besten Verteidiger der NBA gewählt wurde. Doch es gebe da etwas, das müsse er loswerden.
Dann erzählte der 32-Jährige, der heute mit Frankreich im Spiel um den Gruppensieg auf Deutschland trifft, seine verstörende Kindheitsgeschichte. Gobert ist Sohn eines schwarzen ehemaligen Basketballspielers aus Guadalupe, der bald nach seiner Geburt wieder in seine Heimat zurückzog, und einer weißen Mutter. Doch die Familie seiner Mutter wollte ihn nicht akzeptieren. Nicht als Verwandten. Nicht als Mensch.
Zu den Weihnachtsessen wurde die Mutter eingeladen, schreibt Gobert - wenn sie alleine käme:
Die Ansage habe gelautet: "Wir wollen dieses Baby nicht im Haus."
Mutter bricht mit rassistischer Familie
Natürlich blieb die Mutter bei ihrem Kind und brach mit ihrer rassistischen Familie. Doch das Leben blieb hart, man lebte in einem armen Viertel im nordfranzösischen Saint-Quentin, Spielzeug gab es allenfalls mal von einer Wohltätigkeitsorganisation, und auch in der Schule, so erinnert sich Gobert, sei er verunglimpft worden.
Aus dieser widrigen Jugend bezog er den Willen, alles zu tun, damit seine Mutter ein würdigeres Leben haben könnte. Der Basketball erwies sich als Weg dorthin - auch wenn er mit 15 noch bei der besten Nachwuchsakademie des Landes abgelehnt wurde.
Die deutschen Basketballerinnen schlagen das Team aus Japan, immerhin Olympia-Zweiter in Tokio, deutlich und ziehen vorzeitig in das Viertelfinale ein.01.08.2024 | 7:58 min
"Wemby" gilt als Zukunft des Basketballs
Interessant ist Goberts Biographie auch deshalb, weil sie so stark kontrastiert mit einer anderen Geschichte aus dem französischen Basketball, die dieser Tage ungleich öfter erzählt wird. Sie geht um Victor Wembanyama, 20, den wohl kommenden Superstar des Weltbasketballs und "Neuling des Jahres" in der NBA, der trotz seiner 2,24 Meter Körpergröße keinerlei Nachteile bei Technik und Wendigkeit mitbringt.
Wie Gobert stammt auch Wembanyama von einem schwarzen Vater und einer weißen Mutter, doch anders als sein Mitspieler hat er, soweit bekannt, nicht mit Rassismus zu kämpfen gehabt.
Aufgewachsen ist er im gediegenen Westen von Paris, und seine Eltern kümmerten sich von Beginn an um eine Karriere, die früh Besonderes versprach. Als er 15 war, debütierte er bereits bei den Profis, mit 18 war er französischer Meister.
Die Basketballer aus dem Südsudan schreiben mit ihrer ersten Teilnahme an den Olympischen Spielen Geschichte. 01.08.2024 | 5:00 min
Gobert eckt an bei den Gegnern
Wembanyama wird schon jetzt bewundert und verehrt in der Basketballwelt. Einen "Außerirdischen" nennt ihn Superstar LeBron James. Gobert wird trotz seiner Meriten - kein NBA-Profi hat je mehr als vier Auszeichnungen zum defensiven "MVP" erreicht - bestenfalls respektiert, teilweise aber auch verachtet.
Er hat sich mit Gegenspielern und Schiedsrichtern gekabbelt, eine Legende wie Shaquille O’Neal macht sich regelmäßig über ihn lustig.
Auch deshalb habe er seinen "Players'-Tribune"-Beitrag gepostet.
Gobert und Wembanyama: Wer sich bei Heimolympia als wertvoller erweist, muss sich noch zeigen, die wichtige Phase beginnt gerade erst. Mit den bisherigen Gegnern Japan und Brasilien hatten die Franzosen mehr Mühe als die Deutschen.
Nur im zweiten Viertel hakt es bei den deutschen Basketballern. Am Ende steht gegen Brasilien ein klarer 86:73-Sieg, der das Team vorzeitig ins Viertelfinale bringt.30.07.2024 | 5:05 min
Präsident Macron hat klare Präferenzen
Wembanyama und Gobert: Von welcher Persönlichkeit sich mehr Glanz abschöpfen lässt, ist dagegen schon längst klar. In Frankreich ist Staatspräsident Emmanuel Macron für so etwas ein guter Gradmesser.
Quelle: Reuters
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Wie sonst nur Kylian Mbappé umgarnt er "Wemby" mit schmeichlerischen Nachrichten in den sozialen Netzwerken. Zum "Neuling des Jahres" gratulierte er wie folgt: "Make it iconic! Versprechen gehalten, Wemby! Französischer Stolz! Lasst die Pariser Spiele beginnen!"
Präsidiale Glückwünsche an Gobert sind hingegen nicht überliefert. Armut, Rassismus: Seine Geschichte steht schließlich für Frankreichs Schattenseiten.